Damals: Ein Stück Eisenbahngeschichte inmitten der Wiehre
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Im Wiehre Journal Nr. 47 haben wir die Frage, wo die Mitte der Wiehre ist, beantwortet und sie in der unmittelbaren Nachbarschaft der Loretto-Grundschule und dem historischen Bahnwärterhäuschen an der Kreuzung Goethe-/Lorettostraße verortet. Hier wollen wir zu diesem denkmalgeschützten Gebäude mehr Information geben.

Mitten durch die Wiehre fuhren vom 21. Mai 1887 bis 8. November 1934 Eisenbahnzüge vom Hauptbahnhof kommend über den Wiehre Bahnhof – heute ‚Alter Wiehrebahnhof‘ – durchs Höllental in den Hochschwarzwald. Als die Bahnstrecke konzipiert wurde, war die Wiehre noch weitgehend unbebaut, was sich im letzten Quartal des 19. Jahrhunderts dann allerdings rasch änderte. Die Stadt expandierte weiter nach Süden. Bevölkerung und Verkehr nahmen immer mehr zu, so dass die niveaugleichen Kreuzungen von Schiene und Straße besser gesichert werden
mussten. An die Lorettostraße wurde 1893 zunächst eine „Wachthütte“ hingestellt. „1894 wurden dort Wegübergangsabschlüsse angebracht und ein Wärterwohnhaus erstellt.“ (Scharf/Wollny: Die Höllentalbahn. Von Freiburg in den Schwarzwald; Freiburg 1987; S. 74). Das Bahnwärterhäuschen liegt im Zwickel zwischen der sich hier kreuzenden Lorettostraße, der Goethestraße und der Bahntrasse, die inzwischen einem frequentierten Spielplatz gewichen ist.
Um die Jahrhundertwende verschärften sich die Verkehrsprobleme in der wachsenden Stadt, so dass die Verlegung der Höllental-Bahntrasse aus der Wiehre heraus immer
dringender gefordert wurde. 1910 schlossen die Stadt und die Badischen Staatsbahnen einen Vertrag, der einen Neubau weiter südlich im unbebauten Gelände vorsah. Durch einen Geländetausch von städtischen Grundstücken für die Neubaustrecke gegen Überlassung der Liegenschaften der historischen Strecke kam die Stadt in den Besitz u. a. des Bahnwärterhäuschens an der Lorettostraße. Vollzogen wurde dies wohl erst mit der Inbetriebnahme der neuen Bahntrasse 1934 nach Fertigstellung des Lorettoberg- und Sternwaldtunnels und des neuen Wiehrebahnhofs in der Türkenlouisstraße.
Der Verlauf der alten Bahntrasse durch die Wiehre ist heute nur noch in Teilen zu erkennen, da sie immer wieder mit Gebäuden, Grünflächen und öffentlichen Wegen überbaut wurde. Die massiven Bahnbauten wie der Alte Wiehrebahnhof, das noch heute als Wohnhaus genutzte Weichenwärterhaus in der Adalbert-Stifter-Straße und das Bahnwärterhäuschen in der Lorettostraße sind Zeugen der Eisenbahngeschichte in der Wiehre.
Ludwig von Hamm