An der Einmündung der Fürstenberg- in die Türkenlouisstraße stehen hinter zwei uralten Lindenbäumen zwei Häuser, die auf das alte Gasthaus Sternen zurückgehen und dem Sternwald seinen Namen gegeben haben. Das nördliche Gebäude, heute vom Jugendhilfswerk genutzt, war das eigentliche Wirtshaus; das benachbarte Haus der Studentenverbindung Hubertia erinnert an die einstige Ökonomie. Die Geschichte der zeitweise auch als „Schwaighof“ bezeichneten Häusergruppe ist wenig erforscht und birgt bis heute einige Rätsel.

Merkwürdig ist allein schon die Tatsache, dass an dieser Stelle überhaupt ein Wirtshaus betrieben wurde und zudem den Namen „Sternen“ führte: Gasthäuser mit dem Schild „zum Sternen“ lagen vornehmlich an wichtigen Verkehrsachsen oder an Steilstrecken, die Vorspannbetrieb erforderten. Beides war an dieser Stelle nicht gegeben. Lediglich der seit dem Mittelalter bestehende Bergbaubetrieb in der Schauinslandregion könnte einen nennenswerten Verkehr am Wirtshaus vorbei verursacht haben; möglicherweise spielte auch die direkte Verbindung über die Kaltwassersteige und den Notschrei ins Wiesental eine Rolle. Ebenfalls ungeklärt ist, wie das Wirtshaus im 19. Jh. zu seinem schlechten Ruf kam, über den sich die Stadt immer wieder beklagte. 1835 etwa wird bemängelt, die „Sternwirthschaft am Walde” sei durch ihre einsame Lage „dem Auge der Polizei entwöhnt”. Rätselhaft ist schließlich auch die Frage, was es mit der Bezeichnung „Siebentodsündenhaus“ auf sich hat: Mitte 19. Jh. wird der Sternen gelegentlich als „Wirtshaus zu den sieben Todsünden“ bezeichnet; gegen Ende des Jahrhunderts taucht ein ähnlicher Name jedoch in Zusammenhang mit der links auf der historischen Ansicht abgebildeten Häusergruppe auf – auf städtischen Plänen wird sie zeitweise als „Siebentodsündenhäusle“ bezeichnet.

Dass über den „Sternen“ so wenig bekannt ist, mag an der Tatsache liegen, dass der Gasthausbetrieb bereits in den 1850er Jahren aufgegeben wurde. 1785 ist das Haus als „Wirtschaft zum Sternen“ nachgewiesen und steht damit in einer Reihe mit zahlreichen anderen Wirtshäusern, die nach Schleifung der Vaubanschen Festung in der Umgebung der Stadt neu errichtet wurden. Es ist jedoch anzunehmen, dass bereits in früheren Jahrhunderten an dieser Stelle ein Hof bestanden hat, der auch als Wirtshaus diente. In den 1830er Jahren scheint der Wirtsbetrieb einige Jahre lang eingestellt worden zu sein, bis das Haus 1838 als „Gasthaus zum Waldhorn“ wieder öffnete, aber bereits wenige Jahre später erneut schloss und seit 1853 jahrzehntelang als „Knabenwaisenhaus“ und später als „Städtische Krippenanstalt“ diente.

Nach dem Erwerb durch die Studentenverbindung wurde das alte Ökonomiegebäude trotz Denkmalschutz 1967 abgebrochen und durch den heutigen Bau ersetzt. Wenige Jahre später kam das Sternwaldeck nochmals in die Schlagzeilen: 1970 hatte die Stadt einem Vorhaben des Max-Planck-Instituts für Internationales Strafrecht zugestimmt, dort einen sieben-geschossigen Neubaukomplex zu errichten, der den Abbruch der Villa Mitscherlich erfordert hätte, was zu Protesten in der Öffentlichkeit führte und zahlreiche Initiativen auf den Plan rief.

Deren „Kampf ums Sternwaldeck“ führte schließlich zu einem Kompromiss: Der Neubau wurde etwas vom Berg abgerückt errichtet, was allerdings zur Folge hatte, dass der westliche Abschnitt der Waldseestraße (siehe Bild) dem Baugrundstück zugeschlagen wurde und daher als öffentlicher Straßenraum verloren ging.

Joachim Scheck


Hinweis
Die historische Aufnahme samt aktuellem Vergleichsbild kann abgerufen werden unter:
www.future-history.eu/de/node/237

Redaktion und Autor freuen sich auf weitere Hinweise zur Geschichte des „Sternen“ aus der Leserschaft.