Aktuelle Pegelstandmessung im Lorettobad
lollo
Wir befinden uns im Jahre 2017 n.Chr.
In ganz Deutschland werden die Freibäder der Städte und Kommunen von Männern, Frauen und Kindern während des Sommers zeitgleich gemeinsam und einträchtig besetzt…

In ganz Deutschland? Nein! In einem kleinen Freiburger Stadtteil namens Wiehre haben unbeugsame Bürgerinnen und Bürger vor Jahren gemeinsam gegen die Schließung ihres Stadtteilbades und für den Erhalt eines separaten Frauenbades in diesem gekämpft und gewonnen! Jahrelang lief alles beschaulich ruhig in diesem Kleinod, das mit Geranien geziertem Jugendstilambiente wie auch mit der Bezeichnung „Damenbad“ nostalgisch gestrig daherkommt. Dann aber wurde das kleine Bad über Stadt- und Landesgrenzen hinweg v.a. von strenggläubigen muslimischen Frauen entdeckt, die für die Aussicht unter ihresgleichen baden zu können, verständlicherweise auch längere Anfahrten in Kauf zu nehmen bereit waren. Mit dem damit beginnenden Badetourismus wurde den Freiburgern ihr bundesweites Alleinstellungsmerkmal zum Verhängnis. Die Regio-Bäder GmbH reagierte auf den verstärkten Andrang und den damit verbundenen mittlerweile sattsam bekannten Turbulenzen im Lorettobad mit einer Nachbesserung der Baderegeln, die u.a. auch die Zulassung von männlichem Badeaufsichtspersonal im Damenbad festschrieb und damit offiziell erlaubte, was in all den Jahren vertretungsweise schon immer praktiziert wurde. Diese Vorgabe fand wiederum eine bundesweite Beachtung in den Medien. Mit Onlinepetitionen will frau nun erreichen, dass der einzige Adam wieder aus dem Badeparadies der Frauen entfernt wird.
Sollte der nächste Schritt nicht eine Onlinepetition sein, die andere Städte und Kommunen dazu auffordert, sich den neuen Zeitläufen zu beugen und sich den Bedürfnissen eben nicht nur von muslimischen Geschlechtsgenossinnen zu stellen, in dem sie andere öffentliche Bäder ganz oder wenigstens tageweise zu reinen Frauenbädern machen? Das würde doch am ehesten den Druck aus unserem kleinen Stadtteilbad nehmen? Ansonsten müssen die Freiburgerinnen, egal ob mit oder ohne Bademeister, auch weiterhin ausbaden das weit und breit einzige Frauenbad zu besitzen.
Eine von unbeugsamen Frauen bevölkerte Stadt ……
Aber zurück zu unserem bisher noch einzigem Damenbad und der Frage, wie die Badesaison 2017 denn bisher im Lollo angelaufen ist. Eine Nachfrage des Wiehre-Journals beim Aufsichtspersonal ergab, dass die neuen Regeln bisher im Allgemeinen gut greifen, wenn auch nicht von selbst – was sich eigentlich auch wieder von selbst versteht. Viele Badegäste zeigen sich noch uninformiert, und so wird ihnen geduldig erklärt, was auch überall (leider wegen des vielen Textes sehr kleingedruckt) in einigen Sprachen ausgehängt ist: Dass sie ihre mitgebrachten Wasserpfeifen, Grillgeräte und Radios neuerdings genauso wenig benutzen dürfen wie ihre Handys zum Fotografieren. Natürlich gibt es auch weiterhin Diskussionen unter und mit den Badegästinnen: Ist etwas, was aussieht, wie eine normale Leggins und eine geblümte Bluse unter den Begriff Burkini zu fassen, v.a. wenn die Badegästin damit schon zum Drehgitter hereinkommt und damit ins Becken steigt?
Wie in den Medien mehrfach berichtet, fährt die Regio-Bäder GmbH in dieser Saison in allen Schwimmbädern mit einer äußerst dünnen Personaldecke, was die ausgebildeten Fachangestellten für Badebetriebe und geprüften SchwimmmeisterInnen betrifft. Es herrscht Nachwuchsmangel in diesem dreijährigen Ausbildungsberuf und die Gründe dafür sind wohl so kurzfristig nicht behebbar. Unterstützt werden die BademeisterInnen schon seit Ende der letzten Saison „nicht immer aber regelmäßig“ von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Securityfirma Ziemann, die, voll uniformiert, unter dem bunten, leicht bekleideten Badevölkchen sofort ins Auge fallen.
Und was zeigt bisher das Stimmungsbarometer speziell im Damenbad nun an? Täglich kämen z.Z. bis zu zehn Anrufe mit der Frage, ob heute eine Frau oder ein Mann Aufsicht führen würde. Das Telefon bedient meist eine deutsch-kurdische Mitarbeiterin, die auch an der Kasse sitzt. Ihre Antwort ist türkisch, arabisch, französisch oder deutsch immer die gleiche: Besucherinnen müssen stets damit rechnen, dass auch männliches Aufsichtspersonal im Damenbad anwesend ist. Sie könne beide Seiten verstehen, sagt sie gequält lächelnd und fügt, meiner Frage zuvorkommend, hinzu, dass sie wegen der fehlenden Ausbildung, wozu v.a. auch ein Rettungsschwimmer gehöre, nicht am Beckenrand im Frauenbad aushelfen könne. Bisher hätte es auch während der ersten großen Hitzewelle noch keine größeren Vorfälle gegeben, ergänzt der Bademeister. Das ist doch endlich die gute Nachricht auf die alle gehofft haben! Allerdings befand sich das Lollo zum Zeitpunkt der Anfrage Ende Juni noch in der Vorsaison. Die Hauptsaison im Freibad beginnt mit dem Ausbruch der Sommerferien in Baden-Württemberg und Frankreich. Drücken wir Angestellten wie Badegästen die Daumen, dass die Saison friedlich weitergeht und alle zusammen das Ambiente dieses Stadtteilbades, ob getrennt oder zusammen badend, voll und ungetrübt genießen dürfen.
Sommer in Freiburg kann doch so schön sein!
Loretta Lorenz