In einem der ersten Freiburgkrimis ließen die Autoren ihren Protagonisten, einen ewigen Studenten bei Morgengrauen durch die Wiehre seinen Heimweg finden. Lapidar schlussfolgerte er dabei an den längs der Straßen zahlreich geparkten Wohnmobilen, dass die Ferien wohl unmittelbar bevorstehen. Einige Zeit nach der Lektüre suchte ich auch Nächtens meinen Weg nach Hause und staunte, durch den fiktiven Vorgänger plötzlich „sehend“ geworden, über die Weiße Flotte mit den startbereit aufgeladenen Fahrrädern und Kajaks in den Wiehremer Straßenfluchten. Wenige Tage bis Wochen später war dann nach meiner Beobachtung der weiße Spuk vorbei und daheimgebliebene Anwohner fanden wieder locker einen Parkplatz.

Ja, so war das damals… um die letzte Jahrhundertwende, als die Mehrzahl der Großmobile offenbar noch geleast war und nach dem Urlaub wieder zurückgegeben wurde.

Nun hat der Trend, mit eigenem Bett und Hausstand zu verreisen, seitdem rapide zugenommen. So findet man, zumindest in unserem schönen Stadtteil, das ganze Jahr über die rollenden Zweitwohnsitze mit Freiburger Kennzeichen am Straßenrand auf die nächste Tour warten. Das dürfen diese laut Straßenverkehrsordnung auch, sofern sie ganzjährig zugelassen sind, keine 7,5 Tonnen wiegen und das Parken ausdrücklich nicht auf PKWs beschränkt ist. Wenn die Besitzer dann alle drei Wochen ihr Gefährt noch um drei Meter versetzen sind sie rechtlich auf der ganz sicheren Seite.

Wie es sich rechtlich verhält, wenn dieses teure Mobil immobil auch übers Jahr genutzt wird, um Schwiegertiger und anderen Besuch gemütlich vor der eigenen Tür zu lassen, wie man es zuweilen an quer über den Gehweg gespannten Stromkabeln und/oder Wasserschläuchen sowie abendlich heimeliger Innenbeleuchtung erkennen kann, ist eine andere Frage. Steht doch der Wagen am Straßenrand auf öffentlichem Grund und Wildcampen ist in ganz Deutschland verboten – ausgenommen, die Schwiegermama erschläft sich einmalig binnen 10 Stunden ihre Fahrtüchtigkeit, um am nächsten Morgen samt Wohnmobil das Weite zu suchen.

Wie auch immer, was für die einen praktisch, ist – wie leider häufig – den anderen ein Ärgernis. Die provisorischen Kabelverlegungen geraten leicht zur Stolperfalle und die hohen Kastenautos verstellen Autofahrern die Sicht auf Fußgänger und umgekehrt.

Und apropos zehn Stunden: Für die Wonnhaldestraße wurde jüngst auf ganzer Parkstrecke die 10-Stundenregelung eingeführt, deren Einhaltung mit Parkscheibe nachzuweisen ist. Ein Schritt in die richtige Richtung: Das Hinweisschild legitimiert zu regelmäßigen Kontrollen über die Einhaltung. Nun sollte der zweite Schritt dann allerdings auch konsequent gemacht werden. Denn den in die Jahre gekommenen Wohnbusmodellen samt Bewohnern, die dort nach wie vor bevorzugt einige Tage bis Wochen stehen, fehlt mit Sicherheit die chemische Toilette, so dass das auf den Wiesen der Wonnhalde geltende Gülleverbot (s. dazu auch Artikel von Jürgen Bolder) mit einiger Sicherheit nicht eingehalten wird….

Und überhaupt, der ewige Kreislauf: Wenn die Freiburger Wohnmobile endlich der Sonne hinterherfahren (was man in diesem Sommer wahrhaft nicht nötig hatte), werden ihre Plätze von Touristen eingenommen, die – Google-Map und -Earth sei dafür kein Dank – die ruhigen schönen Seitenstraßen der Wiehre zum Schlafplatz und/oder Ausgangspunkt ihrer Stadterkundungstour machen. Was wir sogar noch verstehen, denn die ebenfalls im Navi ausgewiesenen Stellplätze sind recht stadtfern und auch noch kostenpflichtig, da geht der durchfahrende Tourist wirklich nur bei Wassernot und Strombedarf vor Anker.

Vermutlich sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, an den Anblick der Zweitsiedlung am Straßenrand schon so gewöhnt, dass diese Ihnen erst nach Lesen dieses Artikels demnächst ins Auge springt. Dafür aber garantiert nachhaltig bzw. ständig!

Ich jedenfalls erinnere mich an keinen einzigen Plot dieser gelb-schwarzen Krimireihe mehr – aber meine geschärfte Wahrnehmung für Existenz und Häufung der Betten auf Rädern in der Wiehre ist seit der Lektüre geblieben. Und es wird höchste Zeit, diese Entwicklung in den Blick zu nehmen – oder was meinen Sie?
Loretta Lorenz