Historisches: Alter Wiehrebahnhof
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Bereits ab 1860 – nach Fertigstellung der heutigen Kaiserbrücke über die Dreisam – wurde die Wiehre von finanzkräftigen Bürgern entdeckt. Zunächst entstanden Wohnkomplexe im Bereich der 1859 neu angelegten Günterstalstraße.
In der gleichen Zeit, von 1840 bis 1863, entstand die Badische Hauptbahn – eine 412 km lange Eisenbahnstrecke, erbaut vom Großherzogtum Baden. Als eine der ersten deutschen Staatsbahnen führte sie von Mannheim über Heidelberg, Karlsruhe, Offenburg, Freiburg und Basel bis nach Konstanz. Mit dem Wachstum der Stadt Freiburg wurde 1861 im Kaufhaus in Freiburg das „Eisenbahncomite zur Förderung eines Eisenbahnprojektes von Paris über Colmar, Freiburg, Donaueschingen nach München und Wien“ gegründet.
1882 legte Baudirektor Robert Gerwig den Entwurf für eine einspurige Strecke von Freiburg durch das Höllental vor, die im Wesentlichen lokalen Interessen des Hochschwarzwaldes dienen sollte. Diese wurde bereits am 21. Mai 1887 feierlich eröffnet.
Auch die Wiehre, die sich nach und nach entlang der Dreisam ausdehnte, sollte als wachsender Stadtteil ihren eigenen Bahnhof erhalten. Das Gebäude wurde 1890/91 eingeweiht ( siehe Bild ).
Als um 1890 norddeutsche Städte von Cholera- Epidemien heimgesucht wurden, lud der damalige OB Winterer (Amtszeit von 1888 bis 1913) deren wohlhabende Bürger ein, sich in
Freiburg niederzulassen. Durch eine „Spekulationsarchitektur“ ergab sich eine einheitliche Struktur des Stadtteils, welche die Wiehre attraktiv machte und zu einem Bauboom vor dem Ersten Weltkrieg führte.
Bereits Ende der 1890er Jahre kam man zu der Überzeugung, dass eine Verlegung der Höllentalbahn, soweit sie das eigentliche Stadtgebiet durchzog, dringend notwendig war. Denn die nun schienenebenen Straßenübergänge waren störend für den damaligen Verkehr und bildeten eine Gefahr.
An insgesamt zehn Stellen kreuzten sich Schienen und Straßen auf gleichem Niveau. In der Günterstalstraße querte zudem die Städtische Straßenbahn die Schienen. Nach und nach wurden zwar Ampeln und Schranken an den Übergängen installiert. Ein Ärgernis blieb das dampfende Ross in der Wiehre dennoch. Die Neutrassierung war unumgänglich.
Geplant war, die Trasse in einer großen Schleife weiter südlich zu verlegen. Dafür würde es nötig sein, zwei Tunnel zu schaffen: durch den Lorettoberg und durch das Sternwaldeck. In der Folge sollte auch der Alte Wiehre-Bahnhof in Richtung Sternwald verlegt werden. Im März 1914 kam es zum ersten Spatenstich, der dann auch für lange Zeit der letzte blieb. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen verhinderten eine schnelle Realisierung der Pläne.
Erst 1932 wurden der Loretto- und der Sternwaldtunnel fertig. Zwei Jahre später, am 8. November 1934, wurde der neue Wiehre-Bahnhof und die neue zweigleisige Linie eröffnet.
Eugen Reinwald