„Legalize it“ oder: Vom Umgang mit Tatsachen
Unser Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre hat am 19. Juni 2015 zur Verkehrssituation als Folge der aktuellen Baumaßnahmen rund um die Kronenbrücke Stellung genommen. Hier die Presseinformation:
Stop and Go in der Wiehre. In der Lorettostraße quält sich der Verkehr. Die eigentlich nur für Anlieger freigegebene Basler Straße ist von Autos gesäumt. Auf der Günterstalstraße staut sich der Verkehr stadteinwärts, manchmal fast bis zur Lorettostraße. Kinder auf dem Schulweg, Fußgänger und Rad- fahrer fühlen sich nicht mehr sicher, nachdem auch bislang ruhige Nebenstraßen zusehends zu stark frequentierten Schleichwegen mutiert sind. „Wie von uns befürchtet, ist im Zuge der Baumaßnahmen nicht nur an der Kronenbrücke der Verkehr im Stadtteil zu den Stoßzeiten kollabiert“, so Justus Kampp, Vorsitzender des Bürgervereins Mittel- und Unterwiehre. Die Stadt habe sich den Wahrheiten zu stellen: Die Wiehre brauche dringender denn je für die Zeit nach dem Kronenbrückenbau ein integriertes Verkehrskonzept.
Für viele Anwohner sind die Zustände unhaltbar
Ob aus der Loretto-, Basler- oder Günterstalstraße: Den Bürgerverein erreichen zunehmend Beschwerden von Anwohnern und Bürgerinnen und Bürgern. „Für viele sind die Zustände schwer erträglich oder gar unhaltbar“, berichtet Kampp. „Das wirklich Tragische ist, jeder hat Recht und es gibt keine wirkliche Lösung“. Es sei bewusst, dass die derzeitige Situation kaum lösbar ist. „Es wäre jetzt billig, eine Beseitigung aller Missstände zu fordern und gleichzeitig zu wissen, dass es faktisch kaum Alternativen oder Handlungsmöglichkeiten gibt“.
Was aber Bürgerverein und Bürger stört, ist, dass nunmehr eingetreten ist, was der Verein im Vorfeld als Sorge stets gegenüber der Stadt und dem Gemeinderat artikuliert hat. Damals wurden die Sorgen beiseite geschoben. „Die Hoffnung, die Heinrich-von-Stephan-Straße würde als Verkehrsachse funktionieren, hat sich nur teilweise bestätigt“. Denn für die Verkehre Stadt—Wiehre oder West—Ost—West gibt es faktisch nur die B31/Schillerstraße, sowie die Achsen Basler-, Tal- und Loretto-, Erwin- und Zasiusstraße sowie die Günterstalstraße. Weitere Schwierigkeiten ergeben sich aus vielen Kleinbaustellen und Grabungsarbeiten für Kabel etc.
Kaiserbrücke fehlt Bypass
Besonders eklatant: Die Situation morgens an der Kaiserbrücke stadteinwärts. „Hier hatten wir den nun eingetretenen Infarkt exakt so vorausgesagt“, so Kampp. Vorfahrtberechtigter Straßenbahnverkehr, Einmündungsverkehre aus der Tal- und Basler Straße sowie nicht selten Rückstau auf der Schreiberstraße jenseits der Dreisam führen dazu, dass oftmals nur ein oder zwei Pkw pro Grünphase in Richtung Norden durchkommen. Die Folge: Ein Rückstau bis fast zur Lorettostraße und lebensgefährliche Radfahrer-Auto-Begegnungen am Nadelöhr vor der Kaiserbrücke.
„Wenn dann noch ein Radfahrer vorschriftsmäßig über die Kaiserbrücke radelt, geht gar nichts mehr“, schildert Kampp. „Uns berichten Bürger, dass sie zu Stoßzeiten bis zu 30 und 40 Minuten brauchen, um aus der Wiehre in Richtung Norden zu kommen.“ Der Bürgerverein fordert daher, den Radverkehr vorläufig komplett von der Straße zu nehmen. Denkbar wäre eine Lösung auf Seiten der Johanneskirche oder ein provisorischer Radfahrsteifen auf der Kaiserbrücke.
Für den Autoverkehr fehlt ein Bypass völlig. Hier herrsche grundsätzlicher und dringender Handlungsbedarf, so Kampp.
Baslerstraße – was ist legal?
Seit jeher besonders umstritten: Der Verkehr in der Basler Straße. „Dort laufen die Anwohner Sturm“, so Kampp, der allerdings darauf hinweist, dass im Falle von Änderungen an diesem Engpass andere Straßen im Stadtteil noch stärker belastet wären. Eine Kirchturmpolitik innerhalb der Wiehre lehnt er ab.
„Doch wenn schon die Basler Straße als Entlastungsstraße stillschweigend von der Stadt für den Durchgangsverkehr freigegeben wird, dann sollte man sich der Wahrheit stellen und sie offiziell für den Verkehr freigeben“, so Kampp. Es sei nicht vermittelbar, einen offensichtlichen dauernden Rechtsverstoß den Anwohnern als neue hinzunehmende Realität zuzumuten. Oder sieht die Stadt den Verkehr dort nicht? – „Legalize it macht die Realität nicht besser, aber mitunter erträglicher“, so Kampp.
Justus Kampp