Lieber Bürgerverein,
ich schreibe zum Thema Freiburger Verkehrspolitik/ Anwohnerparken: Meine Frau und ich wohnen in der Glümerstraße und am 14.4.25 wurde dort völlig überraschend ein neues Parkplatzsystem eingerichtet. Es sind ab sofort nur noch Parkplätze auf der Fahrbahn ausgewiesen (für jetzt insgesamt 9 PKW), solche, die halb auf der Straße/ halb auf dem Bürgersteig waren, fielen der Asphaltfräse zum Opfer. Auf diese Weise wurden allein in unserem Straßenabschnitt zwischen Zasius- und Erwinstraße mindestens 7 Parkplätze aufgehoben – bei 2 Altbau-Häuserreihen mit 7 Häusern mit insg. 28 Wohnungen. Mindestens dieselbe Anzahl von Parkplätzen wurden in dem Teilstück Glümerstraße zwischen Erwin- und Urachstraße aufgehoben. (Es gab in unserer Straße übrigens bis dato keinerlei Verkehrsprobleme.)
Diese Reduktion der Parkplätze ist zudem heikel, als in unserer Straße eine Arztpraxis (Orthopädie) liegt und in der Urachstraße ganz in der Nähe eine weitere Kinderarztpraxis. Da werden Patienten*innen mit dem Auto gebracht und die PKW müssen auf der nun reduzierten Parkfläche im Viertel geparkt werden – in verschärfter Konkurrenz mit uns Anwohnern. Weiterhin wurde im Eckhaus Glümer-/Erwinstraße unlängst eine Bauverdichtung vorgenommen: Die bestehenden großen Wohnungen dieses alten Bürgerhauses wurden geteilt und die Wohnungszahl verdoppelt. Es liegt also gegenläufig zur erfolgten Parkplatzreduktion aktuell eine Erhöhung der Parkplatznachfrage vor.
Um möglichen Missverständnissen vorzubeugen: Uns sind die Freiburger Verkehrsentwicklungspläne bekannt, auch sind wir über das Mitte 2024 ergangene Urteil des Bundesverwaltungsgerichts informiert, dass das Parken auf Gehwegen abstellen soll. Wir tragen den Gedanken der sog. Verkehrswende mit – aber die konkrete Umsetzung einer politischen Planung bzw. eines Gerichtsurteils im Alltag der Menschen sollte diese doch mitnehmen, oder? Die Maßnahmen dürfen sich nicht gegen die Anwohner*innen richten, sondern sich vielmehr für die Betroffenen, die hier vor Ort ihren Alltag gestalten, positiv bzw. zumindest zumutbar auswirken.
Leider wurden wir Anwohner*innen über die erfolgte Maßnahme garnicht informiert, weder von der konkreten Baumaßnahmen, noch wurden wir im Rahmen einer Anwohner*innen-Anhörung nach unserer Situationseinschätzung gefragt. Eine ggf. gemeinsame Beratung vor Ort fand nicht statt. Wir hätten uns offen gesagt ein anderes, eben bürgernahes Kommunikationsverhalten gewünscht!
Wie leben wir nun mit der neuen Verkehrssituation in unserer Glümerstraße? Welche Probleme sind entstanden, welche Lösungen würden helfen?
Notwendigkeit der Erweiterung des genehmigten Parkgebiets auf dem Anwohnerparkausweis: Muss die Stadt angesichts der geschilderten eingetretenen Parkplatznot nicht die Beschränkung der zugelassenen Straßen (sog. Parkgebiet) erweitern? Denn wir werden in Zukunft wahrscheinlich im ganzen Viertel Mittelwiehre unterwegs sein müssen, um einen freien Parkplatz zu finden. Diese Massnahme wäre für die Stadt kostenneutral – für uns Anwohner*innen im Alltag ohne Zweifel wertvoll.
Notwendige Erweiterungen der Anwohnerparkzonen in Richtung Sternwald: Wer Türen geschlossen bekommt, hofft, dass sich alternative Türen öffnen. Eine solche alternative Tür wäre darin zu sehen, die Anwohnerparkzonen in Richtung Sternwald auszudehnen – und zwar zeitnah. Im Zuge der oben angesprochenen Parkgebiets-Erweiterung würde das sicherlich zu einer Entspannung der Parkplatzsituation hier in der Mittelwiehre führen. Auch diese Maßnahme wäre für die Stadt kostenneutral – für uns Anwohner*innen im Alltag zweifellos von erkennbarem Nutzen.
Zeitnahe Ersetzung der angebrachten Verkehrsschilder «Absolutes Halteverbot» durch Schilder «Eingeschränktes Halteverbot»: In unserem Straßenteil gibt es jetzt – wie erwähnt – nur noch 9 KFZ-Parkplätze. Der Rest der Fahrbahn ist mit «Absolutes Halteverbot»-Schildern markiert. Wenn wir Anwohner*innen unsere Einkäufe aus dem Auto ausladen möchten, stehen wir im Absoluten Halteverbot! Kann das sinnvoll sein? Kann das rechtens sein? Andere Städte wie z.B. Basel stellen bei einer solchen Straßen- und Parkierungsführung «Eingeschränktes Halteverbot»-Schilder auf. Mit den jetzt bei uns stehenden sind wir beim Be- und Entladen systematisch im Unrecht und können und werden wohl auch von den Polizeikräften zur Kasse gebeten werden. Hat sich das tatsächlich niemand überlegt, dass Anwohner*innen auch ein- und ausladen müssen? «Eingeschränktes Halteverbot»-Schilder ermöglichen bekanntlich ein rechtskonformes Aus- und Einladen. Und dass vor allem auch ältere Bewohner*innen (und meine Frau und ich sind älter) nicht Gepäck und Gewichte über weite Strecken zur Wohnung tragen können, sollte Planern*innen doch bekannt sein. Wer das uns Älteren aber zumuten will, betreibt in unseren Augen faktisch eine Form der Altersdiskriminierung. Punktum. Auch hier gilt: Diese Maßnahme wäre für die Stadt kostenneutral – für uns Anwohner*innen im Alltag nicht nur wertvoll sondern rechtlich gesehen notwendig.
Warum schreiben ich Ihnen, dem Bürgerverein? Ein Einzelner findet in der Regel nicht sehr leicht Gehör bei den zuständigen Stellen einer Stadtverwaltung. Der Wiehremer Bürgerverein setzt sich bekanntlich auch für die Verkehrswende ein, ist aber immer zugänglich für die konkreten Sorgen und Nöte der Menschen, hier in diesem Falle der Anwohner*innen. Die erfolgte Aufhebung der Parkplätze bzw. die unlängst eingerichtete neue Parkplatzsituation wird erfahrungsgemäß von der Stadt beibehalten werden. Die oben aufgeführten drei Massnahmen würden jedoch die bei der Planung unbedachten negativen Folgen der Parkneuordnung so abmildern, dass wir Anwohner*innen mit der neuen Situation so gut es geht, sprich: in zumutbarer Weise zurechtkommen können. Meine Bitte: Könnte der Bürgerverein sich also dieser Sache annehmen und auf einem geeigneten Wege erreichen, dass die gelisteten Lösungen zeitnah (vor allem Punkt 3) umgesetzt werden? Ich stehe für Rückfragen vor Ort gerne zur Verfügung.
Klaus Neumann-Braun