Straßenname für Karl Walterspiel
Der Gemeinderat beschloss in seiner Sitzung vom 15.11.2016, rund ein Dutzend Straßen umzubenennen; darunter befinden sich zahlreiche Straßen in unserem Stadtteil. Der Bürgerverein hat zum wiederholten Male angeregt, eine Straße im Stadtteil nach Karl Walterspiel zu benennen.
Der 1831 in Kappelrodeck geborene Karl Walterspiel hat in der Freiburger Stadtgeschichte im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts eine nicht unbedeutende Rolle gespielt:
1867 zog Walterspiel nach Freiburg, 1873 in die Wiehre.
Walterspiel – Betreiber der „Vereinigten Freiburger Ziegelwerke“ in Merzhausen mit ungefähr 250 Beschäftigten – erkannte frühzeitig das Potential der damals noch kleinbäuerlich strukturierten Wiehre. Die Stadt Freiburg wuchs im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts: Nach dem deutsch-französischen Krieg vergrößerte sich mit dem zurückgewonnenen Elsaß ihr Hinterland und die französischen Reparationszahlungen entfachten einen (kurzfristigen) wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland.
Die Stadt wollte und musste sich ausdehnen, das Gelände südlich der Dreisam bot sich hierfür an. Den damaligen Entwicklungsleitlinien folgend sollte hier gehobener Wohnraum für das Bürgertum entstehen. Den heutigen Stadtteil Wiehre hat Walterspiel maßgeblich mitgeplant; für den Bau der Höllentalbahn hat er sich stark gemacht, weil er erkannte, dass nur eine wirtschaftliche Entwicklung des Schwarzwaldes auf diesem Wege zu erreichen war. Um den Bau der Johanneskirche zu finanzieren, verpfändete er seine Liegenschaften im Werte von 250.000 Goldmark.
Dass er kulturell interessiert war, zeigt seine Vorstandstätigkeit im noch heute bestehenden Männergesangverein „Frohsinn“.
Mitte der 1870er Jahre wurde er Stadtverordneter im Bürgerausschuss und 1882 Stadtrat; wegen seiner zahlreichen Verdienste wurde er 1894 von Großherzog Friedrich I. zum Ritter des Zähringer-Löwen-Ordens geschlagen.
1875 gründete Walterspiel den ersten Freiburger Bürgerverein, den Lokalverein Wiehre; für die Planung der neuen Wiehre war dies ein wichtiger Hebel; er blieb Vorsitzender des Lokalvereins Wiehre, der Vorbild für sämtliche später gegründeten Bürgervereine in Freiburg wurde, bis zu seinem Tode 1901. Der Bürgerverein gedachte seiner 1906 durch ein noch heute dort befindliches Denkmal auf der Bodlesau.
Walterspiel hat sich aber nicht nur um die Stadt Freiburg und den Stadtteil Wiehre verdient gemacht; er gehörte zu den Revolutionären von 1848 und wurde in der Schlacht bei Waghäusel schwer am Kopf verletzt; der Erschießung als angeblicher Deserteur entging er durch Zufall.
Mit der Benennung einer Straße in unserem Stadtteil nach Karl Walterspiel würde ein früher Kämpfer für die Demokratie in Deutschland, ein Förderer der Stadt Freiburg und des Stadtteils Wiehre und ein vorausschauender Unternehmer geehrt; geehrt würde aber gleichzeitig auch das seit 1875 anhaltende Wirken der Freiburger Bürgervereine für ihre Stadtteile und die Gesamtstadt.
Klaus Winkler