Wiehremer Straßen
7Stadtplan_KlausWinkler
1008 wurde die Wiehre im „Wildbann“ erstmals urkundlich erwähnt; aus einem selbständigen Ort wurde nach und nach ein Stadtteil Freiburgs (1).  Ortschaften bestehen zuerst aus Wegen und Straßen, wie auch immer die Ortschaft ausgebildet ist.
Eine Nachfrage zur Namensänderung der Lorettostraße, wie sie im Wiehre Journal Heft 33 im Bericht über ein seit 75 Jahren bestehendes Mietverhältnis angesprochen wurde, ist Anlass, sich in einer losen Reihenfolge  mit Wiehremer Straßennamen zu beschäftigen.
1. Die Günterstalstraße
Siedlungsspuren im Bereich des heutigen Günterstals finden sich in der Bronzezeit (2), von einer keltischen Besiedlung ist ca. 500 v. Chr. auszugehen (3), insbesondere im Bereich des Kybfelsens entwickelt sich ein Herrschaftssitz. Urkundlich wird Günterstal erstmals 804 n. Chr. in einer lateinischen Schenkungsurkunde des Klosters St. Gallen erwähnt (4), das Kloster wird vierhundert Jahre später (1221) gegründet (5). Die geologische Situation ließ einen einfachen Zugang in das Tal nur von Norden zu, so dass sich beinahe zwangsläufig die heutige Günterstal- und Schauinslandstraße entwickelte. In der Umgangssprache erhielten Straßen im ausgehenden Mittelalter häufig Namen nach ihrem jeweiligen Ziel.
Schon im Sickingenplan von 1589 und – deutlich besser – im Kornthawer-Plan von 1608 finden wir parallel zum am Fuße des Sternwalds verlaufenden Bach die Straße nach Günterstal eingezeichnet; ihre Lage verändert sich in der Folgezeit: Mit Erschließung der heutigen Wiehre im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entsteht die schon 1844 geplante (6) heutige Günterstalstraße ab Basler Straße, während der Weg zuvor über die Kirchstraße verlief (7); ab Wonnhaldestraße wird sie dann als Schauinslandstraße in einem Bogen leicht nach Westen geführt, letzteres wahrscheinlich auch dem Ausbau der Straßenbahn 1901 geschuldet. In älteren Stadtplänen wie z.B. von 1875 ist der Name Günterstalstraße angegeben.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten werden Straßen in Freiburg zum Teil sehr schnell, teilweise im Laufe der Zeit umbenannt. Schon am 4. April 1933 beschließt der Freiburger Gemeinderat die Umbenennung der zentralen Nord-Süd-Straße: Zähringer Straße, Kaiser-Straße und Günterstalstraße werden von der Bahnunterführung Okenstraße bis zur
Einmündung der Holbeinstraße am späteren Pferdchen zur Adolf-Hitler-Straße (8). Diesen Namen behält sie bis Kriegsende, um dann im nördlichen Teil Habsburgerstraße, im mittleren Teil  Kaiser-Joseph-Straße und im südlichen Teil wieder Günterstalstraße zu heißen.
Klaus Winkler
Anmerkungen
1 Zotz, Die Wildbannurkunde von 1008, in: 1000 Jahr Wiehre; zur Geschichte der Wiehre s. 1000  Jahre Wiehre – Ein  Almanach 1008 – 2008; Fingerlin, Kaltwasser und Zotz, Siedlungsraum und Herrschaftsträger – Die Gründungssituation Freiburgs, in: Geschichte der Stadt Freiburg Band 1, S. 47f.
2 Dreher, Günterstal S 13
3 Ebda S. 14 ff.
4 Ebda S. 16 ff; Groll-Jörger, Günterstal,  S. 58.
5 Dreher S. 21 f; Groll-Jörger S. 59; Schadek und Treffeisen, Klöster im spätmittelalterlichen Freiburg, in: Geschichte der Stadt Freiburg Band 1, S. 433 f.
6 Rösch-Plan vom 25.11.1844; s. hierzu Kneile, Stadterweiterungen und Stadtplanung im 19. Jahrhundert, S. 21.
7 s. Lerchplan von 1852
8 Haumann, Rübsam, Schnabel und Überschär, Hakenkreuz über dem Rathaus, in: Geschichte der Stadt Freiburg Band 3, S. 308; Stadtplan von 1944, Reprint „Freiburg unter den Nazis“
Stand 31.12.2013