Vorweihnachtlich lud die SPD-Gemeinderatsfraktion zu einer Diskussion zu einem oftmals wenig besinnlichen Thema: Tempo 30. Doch rasch stellte sich heraus, dass trotz zum Teil unterschiedlicher Positionen auf dem Podium die grundsätzlichen Auffassungen nicht allzu weit auseinander lagen.
Zu Gast waren neben dem Abteilungsleiter Verkehrsplanung in der Stadtverwaltung, Georg Herffs, Reinhard Hahn vom Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) und Martin Wohlleber vom Verband des Taxigewerbes in Freiburg. Nach einer Einführung in die Systematik der Tempo-Regelungen durch den städtischen Verkehrsplaner kam die Diskussion rasch auf die klassische Frage zu sprechen:
Trägt Tempo 30 dazu bei die Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer zu erhöhen und Lärm und Schadstoffe zu reduzieren? Bei erstgenanntem Punkt konnte Herffs eine klare Aussage treffen: Bei Tempo 30 nehmen schwere Unfälle um bis zu 40 Prozent ab. In der Zeit, die ein Fahrer bei Tempo 50 braucht, um ein Hindernis überhaupt wahrzunehmen, steht der 30 fahrende Fahrer bereits.
Weniger eindeutig zeigte sich die Lage bei Lärm- und Emissionsschutz. Während die Abgase auf ähnlichem Niveau stagnierten, konnten bei Lärmschutz zumindest eine Abnahme der Schallwerte um 2 db (A) errechnet werden. Die Auswirkungen dieser Abnahme hängen allerdings auch von anderen Faktoren ab, so etwa von der Bodenbeschaffenheit und der Intensität des Schwerlastverkehrs.
Reinhard Hahn vom VCD wies aber auch noch auf einen anderen, wesentlichen Effekt von Temporeduktionen hin. Bei Tempo 30 könne der Straßenraum völlig anders genutzt werden und die Lebensqualität steige.
Aus dem Publikum kam daraufhin der Einwurf, dass bei allen berechtigten Interessen der Anlieger natürlich auch der Verkehrsdurchfluss gesichert werden müsse. So seien viele Handwerker auf ein Kraftfahrzeug und rasches Fortkommen angewiesen. Gerade die vielen Temporegelungen würden die Situation unübersichtlich gestalten. Martin Wohlleber, selbst Taxiunternehmer, konnte für die Tagzeit keinen merklichen Unterschied zwischen Tempo 30 und Tempo 50 ausmachen. Der Verkehr fließe tagsüber sowieso langsamer.
30 als Regelgeschwindigkeit?
Als eine Mittel zur „Lichtung des Schilderwalds“ kam die Frage „Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit“ in die Debatte. Bei einer solchen Regelung, so erläuterte Herffs, würden wichtige Hauptstraßen mit Bündelungsfunktion mit höheren Geschwindigkeiten ausgezeichnet sein. Die Norm würde lediglich umgekehrt.
Für die SPD-Gemeinderatsfraktion fasste Moderator und verkehrspolitischer Sprecher, Stadtrat Kai-Achim Klare, die Ergebnisse zusammen: Anwohnerschutz und flüssiger Verkehr müssen sich nicht ausschließen. Besonders die immer wieder wechselnden Geschwindigkeitszonen, wie etwa in der Wiehre, würden es den Autofahrern schwer machen, sich zu orientieren. Wenn Tempo 30, das jetzt schon in großen Teilen der Stadt die Regel ist, als Regelgeschwindigkeit zu einer größeren Übersichtlichkeit führen würde, müsse man diesen Vorschlag genauer analysieren. Klar sei dann aber auch, dass die Funktionalität der Bündelungsstraßen erhalten und Ausweichverkehre in die Quartiere verhindert werden müsse.
Kai-Achim Klare