Weiter so? Bürgervereine der Wiehre bezogen beim Neujahrsempfang Position
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Wodan, jene komplexe Figur aus der nordischen Sagenwelt, wird als weise Figur auf der steten Suche nach der Wahrheit überliefert. Nicht ganz so anspruchsvoll, aber dem verpflichtet, zu sagen, was zu sagen ist, luden die beiden Bürgervereine der Wiehre am 10. Januar zum Neujahrsempfang in die Wodan-Halle. Rund 250 Gäste und Bürgerinnen und Bürger sind der Einladung gefolgt. Unter ihnen auch Freiburgs Ehrenbürger und Alt-OB Rolf Böhme. Der amtierende OB ließ sich heuer entschuldigen, und so war es Freiburgs Baubürgermeister Haag, der die Stadt in „seinem Stadtteil“ vertrat.

Bürgerschaftliches Engagement an der Belastungsgrenze
Eines der zentralen Themen in der Ansprache des BV-Vorsitzenden Hans Lehmann nahm die Flüchtlingsarbeit im Bereich Oberwiehre – Waldsee ein. Der Bürgerverein zeigt dort großen Einsatz bei der Betreuung der Flüchtlinge in der Stadthalle. Mit bis zu 8 Stunden täglichem Einsatz vor Ort versucht der Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee – zusammen mit anderen Helfern sowie dem professionellen Träger der Einrichtung – die in der Stadthalle untergebrachten Menschen zu versorgen und zu betreuen. Lehmann bedankte sich für die überwältigende Hilfs- und Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung. Er machte aber auch deutlich, dass das bürgerschaftliche Engagement mittlerweile an seiner Belastungsgrenze angekommen sei. Dauerhaft sei ein auf die Freiwilligkeit aufbauendes Betreuen der Flüchtlinge in der jetzigen Form nicht leistbar. Lehmann wünscht sich von der Stadt mehr Unterstützung und eine breitere professionelle Hilfe.
Gemeinsame Kritik an dem STELL- Prozess
Im Namen beider Bürgervereine kritisierte Justus Kampp vom Bürgerverein Mittel-und Unterwiehre den immer noch nicht abgeschlossenen Prozess der Stadtteilentwicklungsleitlinien (STELL). Mittlerweile hätten sich viele engagierte Bürger frustriert und deprimiert aus dem Prozess endgültig verabschiedet, so Kampp, der kein Verständnis aus Sicht der Bürgervereine dafür zeigte, dass nunmehr auch die Vorlage für den Gemeinderat wesentliche Teile des Abschlussberichts nicht hinreichend widerspiegelt. Bürgermeister Haag sicherte zu, dass man die Kritik und das weitere Vorgehen im gemeinsamen Dialog mit den Bürgervereinen besprechen wird.
Basler Straße bleibt strittig
Auch das Thema Basler Straße machte deutlich, dass zwischen der Bürgerschaft und der Stadtverwaltung weiterhin Gesprächsbedarf besteht. Der jetzige Zustand mit Durchgangsverkehr in der Basler Straße wird zwar von allen Beteiligten kritisiert, konkrete Lösungsansätze blieb aber Haag in seinem Grußwort schuldig. Aus Sicht des Bürgervereins forderte Justus Kampp eine vollkommene Neudiskussion über die Basler Straße. Die jetzige Verkehrssituation sei eine offensichtliche Fehlplanung, welche weder den Interessen der Bürgerschaft noch den verkehrlichen Interessen gerecht würde.
Johanneskirchplatz
In Bezug auf den Johanneskirchplatz machte Haag deutlich, dass er den Bürgerverein und die Bürgerschaft frühzeitig in die Überlegungen der Weiter- und Fortentwicklung des
Platzes sowie der Liegenschaft Basler Straße 2 einbinden will. Kampp bekräftigte die Forderung nach einem hochqualitativen städtebaulichen und architektonischen Wettbewerb sowohl für die Basler Straße 2, als auch für den gesamten Platz. Eine klare Absage erteilte er Plänen und Überlegungen, Teile des Johanneskirchplatzes bebauen zu wollen. „Wir wollen hier keine Investorenarchitektur.“
Zukunft im Blick
Kampp appellierte im Namen beider Bürgervereine an die Stadt, über neue Formen der Zusammenarbeit mit den Bürgervereinen und der Bevölkerung nachzudenken. Der Blick müsse eindeutig auf die Gestaltung der Zukunft gerichtet werden. An die Bürgerinnen und Bürger richtete Kampp die Bitte, sich verstärkt zusammen mit den Vereinen für die Weiterentwicklung des Stadtteils Wiehre einzusetzen.
Justus Kampp