Endlich darf wieder gefeiert werden und das Montessori Zentrum ANGELL Freiburg machte dies gründlich. Gleichzeitig mit dem Frühlingsfest nach der coronabedingten langen Pause wurde am 18. Mai 2023 die Maria Montessori-Grundschule in der Lessingstraße 11/12 im neuen Gewand eingeweiht.

Das denkmalgeschützte Gebäude wurde im laufenden Schulbetrieb innerhalb von nur 14 Monaten modernisiert und erweitert. Ein Kraftakt, wie ihn in diesem Zeitrahmen wohl nur eine von langen Entscheidungswegen etwas unabhängigere Privatschule stemmen kann. Die Planung und Gestaltung der Räume war gutes Teamwork zwischen Schule und Planungsbüro, so Alexander Hochsprung, Gesamtleiter des Montessori Zentrum ANGELL Freiburg, der gleichzeitig einräumte, dass es für manche Entscheidungsfindungen tatsächlich förderlich war, die Themen innerhalb dieser Zeit mehrfach durchdacht und wiederholt diskutiert zu haben. Für Teppichböden in allen Räumen z.B. hätte sich die Mehrheit des Kollegiums zu Anfang nicht entscheiden können. Es sei ein längerer Prozess gewesen, bis die Belegschaft von dem geräuschdämmenden Bodenbelag überzeugt war. Zur offiziellen Eröffnung waren es dann restlos alle, denn ausgestattet mit Belüftungsanlagen, Wärmerückgewinnung und modernster IT-Infrastruktur erscheint das Baudenkmal samt Teppichboden als eine moderne Bildungseinrichtung mit hohem Wohlfühlfaktor. Besonders gelungen ist dabei, dass das Herzstück des Gebäudes, das großzügig angelegte Jugendstil-Treppenhaus, seinen ganz eigenen Charakter bewahrt hat und sich in die einzelnen Stockwerke wunderbar lichtdurchflutet öffnet.

Bautechnisch bedingt finden sich in den drei Stockwerken der Grundschule zwei sehr unterschiedliche Formen von Klassenräumen: Einerseits die klar überschaubaren, lang-gestreckten Säle, welche von nichttragenden Wänden befreit wurden und andererseits die Räume mit vielen kleinen Nischen und hinter Säulen versteckten Lerninseln. Wie passend, dass jeweils die Hälfte der Klassenlehrerinnen eine Raumform sehr klar für sich wählen konnte!

Wer in den letzten Sätzen nun das Gendern vermisst oder sich sogar von der durchgehend femininen Form provoziert fühlen sollte: Das unterrichtende Kollegium ist ausnahmslos weiblich besetzt und damit dem gleichen Dilemma fehlender Kollegen ausgesetzt wie die staatlichen Grundschulen.

Die Einrichtung mit den für die Montessori-Pädagogik nötigen vielen Materialienschränken sowie die unterschiedlich hohen Schultische (siehe Bild) ermöglichen selbstgestaltetes Lernen in verschiedenen Altersgruppen. So ist das nach den individuellen Bedürfnissen und Interessen der Kinder gestaltete Klassenzimmer die „dritte pädagogische Kraft“, wie die Rektorin Friederike Hengsteler in ihrer Eröffnungsrede treffend den italienischen Erziehungswissenschaftler Loris Malaguzzi zitierte. Als erste pädagogische Kraft, die kräftig miterzieht, sieht Malaguzzi übrigens in der Schule mitnichten den Lehrkörper, sondern die Mitschülerinnen und Mitschüler.

Bisher gab es im Montessori Zentrum ANGELL acht Grundschulklassen mit jeweils 25 Kindern. Im kommenden Schuljahr wird die Schule noch einmal um zwei Klassen erweitert, deren Plätze alle schon vergeben sind.

Herbert und Charlotte Angell, die 1926 just im Gebäude der Lessingstraße 12 die Schule gegründet haben, hätte dies sicher gefreut.

Loretta Lorenz