Die neuen Nachbarn packen mit an!
Mitte März ist wohl eher spät für eine Aufräum-Aktion. Vögel nisten schon, die Natur wird allmählich wach. Immerhin war das der vorgegebene Termin, nach dem wir uns richten sollten. ‚Freiburg putzt sich raus‘, hieß es. Und es tat sich was.

Ein paar Wochen vorher hatte ich um ehrenamtliche Helfer gebeten, und zum Glück haben sich auch etwa ein Dutzend gemeldet. Zusammen mit Antje Reinhard von der Stadt Freiburg und einem jungen Kollegen von der ASF hatten wir dann etwa fünfzehn erwachsene Personen beisammen, die sich auskannten und die auch wussten, wie die ‚Mülltrennung‘ zu funktionieren hatte. Wir trafen uns an der Unterkunft, wo ich mit zunächst eher bescheidenem Erfolg schon seit fast einer Stunde geflüchtete Neufreiburger zusammenzutrommeln versuchte. Aber Menschenmengen haben doch einige Anziehungskraft und so hatten wir kurz nach der angekündigten Uhrzeit unsere fünfzehn Kinder beisammen, die auch vorgaben, mitmachen zu wollen.
Eine Kollegin brachte ein Seil, an dessen vorderem Ende Frank Dyllick-Brenzinger festgehalten hat. Schlusslicht war (glaube ich) Frau Reinhard, und zwischen ihnen hingen etwa dreißig Hilfsbereite, alle mit Schirmmützen, Warnwesten, Schutzhandschuhen und viele auch mit langen Zangen ausgestattet. Los ging’s, hinauf auf den Schlierberg und wieder hinunter Richtung Al Natura, wo wir uns ein kleines Waldstück vorgeknöpft hatten. Die Kinder natürlich hoch aufgeregt. Ich hatte die Diversität der Gründe zu dieser Aufregung weit unterschätzt. Als wir uns zuerst zwischen die Bäume begaben, wurde mir klar, dass wohl die meisten noch nie in einem Wald gewesen waren. „Gibt es Schlangen? Giftige?“, wurde gefragt.
Eine Stunde später. Von Mülltrennung keine Spur; aber Müll jede Menge! Ein Sofa, alte Autoreifen, etliche gebündelte Gratis-Zeitungen, Bettgestelle… .Komisch, was die Menschen in sonst so schönen Ecken entsorgen. Wir waren platt! Die Kinder strahlend zufrieden mit sich selbst und mit der Welt, nur einige wenige blickten ängstlich, als sie merkten, wie schmutzig ihre Kleidung mit jeder Art von Dreck geworden war: „Was sagt wohl die Mama dazu?“ Dreck kann man ja auswaschen. Meine  mitgeführten Pflaster und Salben blieben allesamt ungenutzt.
Noch ein kleiner Erfolg am Ende. Ein arabischstämmiger Bekannter von einem der ehrenamtlichen Helfer ist von Beruf Bäcker. Er hatte uns haufenweise – und umsonst – süße Teilchen gebacken; und trotz des Angebots der Stadt, für die Verpflegung etwas zu zahlen, wollte er nichts davon hören. Das war seine gute Tat für den guten Zweck. An alle Beteiligten: Vielen herzlichen Dank!
Peter Davison