Foto: Klaus Winkler

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Dass ein Haus in unserem Stadtteil jahrzehntelang im Eigentum einer Familie steht, ist gar nicht so selten; dass aber ein Mietverhältnis über 75 Jahre besteht, ist schon ungewöhnlich. So in der Lorettostraße.
Zum 1. Oktober 1938 zog der Marinestabsarzt Dr. Hans Lenzner mit seiner Ehefrau Gertrud aus Kiel in die damalige Conrad-von-Hötzendorfstraße 43 – die Lorettostraße war von den Nationalsozialisten nach dem österreichisch-ungarischen Generalstabschef des 1. Weltkriegs umbenannt worden. An der Uniklinik sollte Hans Lenzner seine Ausbildung fortsetzen. Die monatliche Miete betrug 140 RM, ausdrücklich festgehalten wurde im Mietvertrag der Jahresmietzins mit 1.680 RM – monatlich war für die Treppenhausreinigung eine Mark zu zahlen. Als besonderer Punkt der Hausordnung wurde handschriftlich aufgeführt: „Radio nur Zimmerstärke und nicht zwischen 23 & 7 Uhr.“
Sechs Kinder zog Gertrud Lenzner auf in der Fünfzimmer-
Wohnung mit geräumiger Diele  und einer Mansarde. Als es mit der Marine zu Ende war, praktizierte Hans Lenzner als Arzt in der Wohnung. Die jüngste Tochter Bärbel versorgte die Mutter bis zu ihrem Tod und blieb in der Wohnung. Bis heute ist diese Treffpunkt für Familie. Dabei gab es Veränderungen über die Jahrzehnte: Hinter dem Haus war eine Schrebergartenanlage, die einen weiten Blick auf den Schauinsland zuließ, der jetzt durch die Lorettoschule verdeckt ist. Der Lärm an der Lorettostraße als Bündelungsstraße nahm zu. Kürzlich kam das Haus aufgrund Erbganges in neue Hände.
Klaus Winkler