Für viele Menschen ist das der schlimmste Alptraum: Plötzlich wohnungslos zu sein. Nicht wenige erleben diesen, denn Gründe dafür gibt es leider viele.

Am häufigsten sind es Trennung oder Mietschulden durch wirtschaftliche Notlagen sowie die von vielen gefürchtete Eigenbedarfskündigung, die zum Verlust der eigenen Wohnung führen. Auch ein berufsbedingter Ortswechsel, nicht mehr zu „wuppende“ Mieterhöhungen nach erfolgter
Sanierung oder längerer Erkrankung und Arbeitsunfähigkeit in vom Arbeitgeber gestellten Wohnungen, kann dazu führen, dass jemand plötzlich auf der Straße steht. Und nicht jede und jeder hat Familie oder Freund*innen in der Nähe, die einen vorübergehend aufnehmen können bis man selbst wieder den dem eigenen Geldbeutel angepassten Wohnraum gefunden hat.

Für diese von Wohnungslosigkeit bedrohten oder betroffenen Personen hat die Stadt Freiburg für zehn Jahre das ehemalige Hotel Schiller in der Hildastraße angemietet. Die umliegenden Anwohner-*innen wurden über diese Nutzungsumwandlung des alten Jugendstilgebäudes am 17. Oktober 2023 bei einer Informationsveranstaltung im Gastraum des ehemaligen Hotels informiert. Es werden Menschen einziehen, die dringend eine feste Bleibe brauchen, aber sonst keinerlei Betreuungsbedarf haben, oder wie es von Seiten der städtischen Vertreter*innen ausgedrückt wurde: Menschen, die „mitten im Leben stehen und in aller Regel auch einer Arbeit nachgehen“.

Im Schillereck stehen 21 Zimmer zur Verfügung, in denen ab März 2024 ausnahmslos Einzelpersonen wohnen werden. Eine Geschlechtertrennung erfolgt über die Stockwerke. Eine zweite Küche, zu der im Erdgeschoss schon vorhandenen, wird noch eingerichtet. Ein Zimmer soll für Selbstzahler mit Bad und Gemeinschaftsküche monatlich 444 Euro warm kosten; für Empfänger*innen von sogenannten Transferleistungen werden 740 Euro übernommen. Die Zuweisung geschieht über die Wohnungsnotfallhilfe der Stadt.

Es klingt schon befremdlich nach Kasernierung, wenn man hört, dass Übernachtungsbesuch nicht gestattet sein wird, auch wenn dieses Verbot den Ängsten einzelner Anwohner-*innen entgegenkam, die schon befürchteten, dass eine Person mietet und die Großfamilie nachzieht.

Überhaupt diente die Informationsveranstaltung dazu, Ängste und Vorbehalte den neuen Quartiersbewohner*innen gegenüber abzubauen oder im besten Fall gar nicht erst aufkommen zu lassen. Dem von einigen zu Beginn geäußerten Unmut, dass mit der Umwidmung die Nachbarschaft vor vollendete Tatsachen gestellt würde, entgegnete ein jüngerer Teilnehmer mit dem entwaffnend treffenden Hinweis, dass auch sonst in der Regel nie jemand ein Mitspracherecht darüber besitzt, wer in der Nachbarschaft einziehen darf.

Das ehemalige Hotel Schiller soll für seine Bewohner*innen eine vorübergehende Unterkunft darstellen, bis diese bezahlbaren, privaten Wohnraum zur Anmietung finden. Dass das in Freiburg alles andere als leicht ist, wissen wir alle. Ein häufiger Mieterwechsel ist also eher unwahrscheinlich und so heißen wir unsere neuen Nachbarinnen und Nachbarn herzlich willkommen in der Wiehre.

Loretta Lorenz