…geht, dann müssen sogar 285 Gräber aus dem Mittelalter weichen.

Der staatlichen Denkmalpflege ist zu danken! Nachdem bei Bauarbeiten zur Errichtung eines Wohnhauses mit Tiefgarage in der zweiten Reihe an der Kronenstraße (das WJ Nr. 64 berichtete) die ersten Skelette gefunden waren, ordnete die Behörde eine sog. Rettungsgrabung an. Wie der Denkmalpfleger und Archäologe Bertram Jenisch berichtete, bestand in dieser Gegend im Mittelalter ein Siechenhaus. Ein erstes Mal wurde dieses Gutleuthaus 1251 erwähnt. Seine Kapelle wurde 1268 durch den berühmten Dominikanermönch Albertus Magnus geweiht und erst 1632 zerstörten schwedische Truppen die Gebäude.

Zum Schutz der gesunden Bevölkerung brachte man damals die an Lepra, Pest und anderen Seuchen erkrankten Bürgerinnen und Bürger in solchen Pflegeeinrichtungen unter, die weit vor der Stadt gelegen waren und von Stiftungen betrieben wurden. Die in den Einrichtungen Verstorbenen wurden im Umfeld dieser Hospize begraben.

Bertram Jenisch rechnet mit bis zu 2.000 Gräbern, die sich an der Kronenstraße zwischen Basler Straße und Schwimmbadstraße einst befunden haben. Immer wieder wurden in der Vergangenheit bei Bauarbeiten Skelette gefunden; so z.B. 1886 beim Bau des Hauses Kronenstraße 13 oder 1939 beim Bau des Hauses Basler Straße 29 sowie 1958 beim Bau der Häuser Kronenstraße 23 und 25. Es war also kein Zufall, wie es die Badische Zeitung am 26.09.20 nennt, dass man jetzt bei Ausschachtungen für eine Tiefgarage wieder auf menschliche Überreste stieß. Die Genehmigungsbehörden hätten sehr wohl damit rechnen können.

Auf den bekannten Darstellungen Freiburgs aus dem Mittelalter, wie dem Sickingerplan von 1589 und dem Korntawerplan von 1608 ist das Leprosenhaus dargestellt und der sog. Pergamentplan von 1713 zeigt sogar das Gräberfeld.

Der Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre hat die Bebauung in der zweiten Reihe, die einem angeblich ungültigen Bebauungsplan aus dem Jahre 1966 widerspricht, im WJ Nr. 64 bereits kritisiert. Es ist jetzt beruhigend, dass eine Fortsetzung der Bebauung nach Aussage der Denkmalpflege in Anbetracht der großen Zahl der dort noch vermuteten Gräber nun nicht mehr vorstellbar ist. Der Fund ist wohl deutschlandweit einmalig.

So könnte es doch sein, dass auch heute noch Pietät und Takt mehr gelten als Profit und möglichst viele Baugenehmigungen. Der Bürgerverein unterstützt daher die Initiative
des Mitglieds Judith Brauner, der ARGE-Stadtbild, der Kirchen und der Denkmalpflege zur Aufstellung einer Stehle zum Gedenken an das ehemalige Leprosenhaus und den damit verbundenen Friedhof.

Jürgen Bolder