Agrikultur-Festival auf dem Annaplatz

Mit Pop und Polka gegen Industrienahrung
„Eine große Stadt hat einen großen Magen“, wusste schon der Rheinländische Hausfreund, Johann Peter Hebel. Wie sich der Freiburger Magen nachhaltig und regional füllen lässt – darum ging es an drei Tagen beim ersten Agrikultur-Festival auf dem Annaplatz in der Unterwiehre. Die Veranstalter wollten Wege aufzeigen, wie die „Green City“ Freiburg noch „genießbarer“ werden kann. Ihre Absicht war, Stadt und Land zusammenzubringen; eine Strohschicht auf dem Pflaster des Platzes und herbstliche Früchte schufen das passende Ambiente. Infostände von Initiativen und Landbaubetrieben brachten Verbraucher und Erzeuger miteinander ins Gespräch – von Slow Food bis zur Agrar-Aktiengesellschaft Regionalwert AG. Es tut sich was im Stadt-Land-Verhältnis, war die Botschaft.
Längst geht es nicht mehr darum, den Magen satt zu kriegen: Die Menschen fragen sich und nehmen Einfluss darauf, woher ihre Nahrungsmittel kommen und wie sie erzeugt werden. Man will sich bewusst ernähren, die Lebensmittel, wie der Trend zum Urban Gardening zeigt, am liebsten selbst anbauen. Es scheint zwar, als würden ein paar Supermarktketten die Versorgung einer Stadt gewährleisten – aber die könnte und sollte besser regional und ökologisch organisiert werden, meint Andreas Dilger vom gleichnamigen Weingut in der Urachstraße und Hauptinitiator des Festivals. Er wertet die erste Auflage des Stadt-Land-Cross-Overs als vollen Erfolg. Etwa 1500 Besucher kamen, um Bio-Snacks und Öko-Getränke zu genießen, um sich zu informieren und die Darbietungen der Künstler, Musik- und Theatergruppen zu erleben. Andreas Dilger macht allerdings auch klar, dass eine zweite Auflage des Festivals mehr als eine nur ideelle Unterstützung der Stadt Freiburg und des Landes Baden-Württemberg brauchen werde. Die drei Tage seien nur mit außerordentlich großem ehrenamtlichen Engagement zu stemmen gewesen. „Agrikultur“ aber wird es in der Wiehre in jedem Fall weiter geben – unter diesem Oberbegriff möchte man in den kommenden Monaten mit einzelnen Veranstaltungen den genussvollen Stadt-Land-Dialog fortsetzen.
Andreas Waetzel