An der Theke begrüßt mich freundlich eine Dame mit Kopftuch und fragt mich, was ich bestellen möchte. Ich antworte ihr, dass ich gerne ein Mittagessen bestellen würde. Die Frau entgegnet mir, ob ich mich schon entschieden hätte, was ich dafür bezahlen möchte. Verwundert schaue ich an die Tafel, auf welche die Frau daraufhin zeigt. Zur Auswahl werden hier drei Preise für den sozial-ökologischen Mittagtisch (Dienstag bis Freitag, 12:00 – 14:00 Uhr) genannt. Das Essen gibt es entweder zum Sozialpreis von 4,50 Euro, zum Selbstkostenpreis von 8,50 Euro oder zum Gönnerinnenpreis von 13,50 Euro. Darüber hinaus bietet das zuka solicafé das „Caffè sospeso“-Prinzip an: Gäste können ein Essen oder einen Kaffee zum Selbstkostenpreis für eine andere Person bezahlen. Essen oder Kaffee stehen dann als Gutschein für Menschen ohne Mittel zur Verfügung. Ich entscheide mich für den Gönnerinnenpreis und setze mich an den großen langen Holztisch, der mitten im Raum steht. Draußen auf der Terrasse genießen die Gäste die warmen Sonnenstrahlen und einige wenige beobachten mit einer Spezialbrille sogar die vorhergesagte Sonnenfinsternis. Während ich auf mein Essen warte, wandert mein Auge durch das Café. Mein Blick fällt auf die kleine Bibliothek vor der Theke. Hier stehen Kinderbücher, in denen sich jedes Kind unabhängig von Herkunft, religiöser Orientierung, sozialem Milieu oder Familienkonstellation als Hauptperson wiedererkennen kann.

An jedem Donnerstag um 15 Uhr findet hier das KiKaffee statt. „KiKaffee“ bedeutet Mitmachangebote für Kinder bis sechs Jahren. Sie spielen, singen, basteln, schnabulieren oder bekommen etwas vorgelesen. Einmal im Monat gibt es gleichzeitig für die Bezugspersonen ein Lernangebot. Während ich mir die Bücher aus der Ferne anschaue, wird mir mein Essen an den Tisch gebracht. Heute gibt es gebackene Kartoffeln mit Chili und Feta. Bei allen Zutaten wird darauf geachtet, dass sie möglichst regional und saisonal sind. Ich lasse es mir schmecken. Neben mir hat ein kleiner mit Buntstiften und Papier ausgestatteter Junge Platz genommen, der mich freudig in ein Gespräch über Dinosaurier verwickelt und nebenher sein Kunstwerk zu Papier bringt. Seine Mutter sitzt mit zwei weiteren Frauen über einen Laptop gebeugt an einem kleinen Tisch am Fenster. Eine der drei Frauen ist Johanna, die für die Öffentlichkeitsarbeit des zuka solicafé zuständig ist. Wie sie mir im Vorgespräch berichtet hat, wird das Essen von dem Team von „zusammen in die Zukunft“, der Berufsorientierung in der Gastronomie, möglich gemacht. Hier werden Menschen im Bereich der Berufsorientierung unterstützt und gefördert. Kurz erhasche ich einen Blick auf den Koch Firas Khatib, der mit weiteren Mitarbeiter*innen in der Küche steht und die Zubereitung des Mittagstisches koordiniert. Das „zuka solicafé“ gibt es nun schon seit einem Jahr im Foyer vom „Haus der Jugend“ als ein inklusiver Begegnungsort mit nachhaltiger Gastronomie. Inklusiv bedeutet, dass sich hier alle Menschen auf Augenhöhe begegnen können: Menschen mit und ohne Beeinträchtigung; Menschen mit und ohne Migrationshintergrund; Menschen jeden Alters und jeden Geldbeutels. Während ich die letzten Happen meines Essens verspeise, verfolge ich ein Gespräch zwischen zwei älteren Frauen, die sich über die Renovierung der Räumlichkeiten im „Haus der Jugend“ unterhalten. Die eine Frau meint zu ihrer Begleitung: „Toll wie sie hier renoviert haben mit diesem Café. Solche Projekte sind einfach klasse.“ Die Räumlichkeiten werden von dem Verein „zusammen leben“ neben dem Mittagstisch für vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten und offene Bildungsangebote rund um zukunftsfähige Ernährung genutzt. Der Verein veranstaltet diverse partizipative Kulturangebote wie Cine Arab (arabisches Kino – Originalsprache mit Untertiteln), Erzählcafés, Ausstellungen oder Konzerte im „zuka solicafé“. Alle Angebote sind kostenfrei. Am Eingang entdecke ich Verena, eine Freundin von mir, mit der ich mich verabredet habe. Ihr Blick wandert interessiert durch die Räumlichkeiten. Sie begrüßt mich mit den Worten: „Interessantes Café. Bist du hier öfters?“. Ich entgegne ihr, dass ich zum ersten Mal da sei und einen Artikel über das Café im Wiehre Journal schreiben würde. Als ich ihr ein paar kurze Infos zu dem Preissystem nenne, fragt sie mich: „Und wer finanziert das alles?“ Ich informiere sie, dass das „zuka“ durch ein großes ehrenamtliches Thekenteam unterstützt wird. Nur weil sich so viele Menschen ehrenamtlich engagieren, ist dieses solidarische Preissystem möglich.

Falls du Lust hast dich zu engagieren, dann melde dich unter ehrenamt-zuka@zlev.de

Nach unserem Aufenthalt im Café verabschiede ich mich von Johanna und den anderen Frauen und springe auf mein Fahrrad. Während ich Richtung Schule radle, kreisen meine Gedanken noch um den Aufenthalt im zuka solicafé. Eigentlich ein toller Ort mitten in der Wiehre. Jeder bestaunt die Welt aus seiner ganz eigenen Perspektive und in dem Café gibt es einen Raum, in dem die unterschiedlichen Perspektiven ganz frei aufeinander treffen können.

Markus Ohler

Öffungszeiten:

Di & Mi 11 – 17 Uhr, Do & Fr 11 – 20 Uhr
Adresse: zuka solicafé im Haus der Jugend,
Uhlandstraße 2, 79102 Freiburg
Tel: 0176 35479712