Auf den ersten Blick erscheint das Gebäude Goethestraße 31, das Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, als ein für die Wiehre typisches Wohnhaus. Dass sich auf dem Gelände sowohl ein seit 1977 bestehender Kindergarten als auch die Janusz-Korczak-Schule des Korczak-Hauses für junge Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen befindet, ist auch manchen Bewohnern der Wiehre nicht bekannt.

Im Schuljahr 2023–2024 wird die Janusz-Korczak-Schule 50 Jahre alt. Bei der Gründung der Schule legten die Eltern fest, dass kein Kind auf Grund der Schwere seiner Behinderung abgewiesen werden darf. Die Schule ist über die Jahre zu einer festen Größe in der Schullandschaft Freiburgs und der beiden Landkreise geworden: ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum für Kinder mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen. Der Elternverein ist Träger der Schule. Mitglied kann nur werden, wer ein Kind im Korczak-Haus Freiburg fördern und betreuen lässt. Das hat über ein halbes Jahrhundert gewährleistet, dass die Bedürfnisse der Kinder und Familien im Mittelpunkt standen und stehen. Und es gewährleistet auch, dass nur von denen entschieden wird, für die die Einrichtung da ist.

Die Verzahnung von Kindergarten und Schule ist sehr eng, da das Ziel, jedem Kind zu ermöglichen, am „normalen“ Leben teilzuhaben, eine große pädagogische Leistung erfordert: die Förderung des Körpers, der Sinneswahrnehmung, der Ge-fühle, der ganzheitlichen Kommunikation und damit zusammenhängend des Denkens. Diesem Ziel dient auch, dass u.a. der Kindergarten mit der Kita Mausezahn des Jugendhilfswerks kooperiert.

Gemeinsam mit den Erziehungsberechtigten wird der Weg, den die sonder- und heilpädagogischen, erzieherischen und physiotherapeutischen Verantwortlichen des Korczak-Hauses mit den Kindern gemeinsam gehen, besprochen und festgelegt. Grundlage ist der Bildungsplan des Landes Baden-Württemberg für Sonderpädagogik. Ab dem zweiten Lebensjahr können die Kinder den Kindergarten, ab dem 6. Lebensjahr dann die Schule besuchen. Die Förderangebote und die wöchentlichen Physiotherapiestunden dienen dem Ziel, dass die Kinder erfahren, wie sie selbstwirksam werden und auf die Umwelt Einfluss nehmen können. Die Kinder werden mit Bussen von ihrem Zuhause abgeholt und nach 15h30 wieder dorthin zurückgebracht. Auch nach diesen Zeiten können die Kinder, wenn die Erziehungsberechtigten es wünschen, noch durch den „Familienentlastenden Dienst“ – u.a. auch Zuhause – betreut werden.

Wenn Sie mehr über die Arbeit des Korczak-Hauses erfahren wollen, dann finden Sie weitere Informationen auf: www.korczak-haus-freiburg.de

Am 3. Dezember findet von 11 bis 17 Uhr ein öffentlicher Adventsbasar statt.

Claus Ramsperger


Janusz Korczak war ein polnisch-jüdischer Schriftsteller, Kinderarzt und Pädagoge, der international als Denker und Verfechter von Kinderrechten bekannt wurde. Er gründete und leitete ab 1912 ein Waisenhaus für jüdische Kinder im Alter zwischen sieben und fünfzehn Jahren.

Es sollte ein Hause werden, das das Recht des Kindes auf Fürsorge im Rahmen der Würde eines jeden einzelnen Menschen realisieren sollte. Janusz Korczak starb zusammen mit 200 Waisenhauskindern im Oktober 1942 im Vernichtungslager Treblinka.