Wollen Radfahrer*innen die Wiehre von Osten nach Westen durchqueren, sind Urachstraße und Lorettostraße unbestreitbar eine der wichtigsten und am meisten genutzten Verkehrsrouten.

Die Stadt Freiburg beantwortete diesen Bedarf mit der Planung, entlang dieser Ost-West-Verbindung eine Radvorrangroute einzurichten. Von Kappel soll sie über Littenweiler in die Wiehre führen, um von hieraus einen möglichen Anschluss Richtung Vauban, Merzhausen oder St. Georgen zu gewährleisten. Mit der Umwandlung der Hammerschmiedstraße, Oberrieder Straße, Schützenallee und Andlawstraße in Fahrradstraßen wurden bereits rudimentäre Grundlagen für die geplante Radvorrangroute umgesetzt. Aber wie soll es nun weitergehen? Um diese Frage zu beantworten, hat sich der BV Mittel- und Unterwiehre, gemeinsam mit dem BV Oberwiehre/Waldsee und engagierten Bürger*innen, bei einer Vor-Ort-Radtour die Fortsetzung der Strecke mal genauer angeschaut. Hierbei wurde deutlich, dass entlang einer möglichen Route über die Peter-Sprung-, Urach- und Lorettostraße drei „Hotspots“ bestehen, die vorrangig und zeitnah neu geplant werden müssen:

Erstens ist das „Birnenwegle“, das die Andlawstraße mit der Peter-Sprung-Straße verbindet, dem wachsenden Aufkommen von Fuß- und Radverkehr längst nicht mehr gewachsen. Gerade an sonnigen Corona-Wochenenden treibt es, begrüßenswerterweise, viele Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad in den schönen Sternwald. Auch die zunehmende Beliebtheit des Canadian-Trails des Mountainbike-Vereins Freiburg e.V., der nahe der Sternwaldwiese endet, führt zu einer drastischen Erhöhung des Fahrradverkehrs auf diesem schmalen Weg, was beinahe täglich zu gefährlichen Situationen führt. Nicht jede*r Mountainbiker*in ist sich bewusst, dass der Trail am Waldrand endet und nun auf Fußverkehr achtzugeben ist. Hier besteht dringend Handlungsbedarf.

Während der Corona-Zeit hat sich das Kaffeetrinken an der frischen Luft etabliert. Gerade um die „Kaffeekiste“ an der Kreuzung Dreikönigsstraße/Peter-Sprung-Straße finden sich bei schönem Wetter zahlreiche Menschen ein, die den Kaffee im Freien genießen. Allerdings wird die gute Stimmung durch das erhebliche Gefahrenpotential entlang der Kreuzung gestört. Parkende Autos versperren die Einsicht in die Kreuzung. Zahlreiche Fahrradfahrer*innen sind für die Spielstraße zu schnell unterwegs und missachten die Vorfahrtsregeln. Außerdem schneiden Autos die Kreuzung und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es hier zu schlimmeren Vorfällen kommt, als dass nur der Kaffee schreckhaft „verläppert“ wird.

Drittens gilt die Lorettostraße als das Sorgenkind schlechthin. Dichter Verkehr verstopft die enge Straße, parkende Autos versperren die freie Sicht und der Schulweg entlang der Straße ist gerade für Kinder ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko – sei es durch Feinstaub, Lärm oder durch Verkehrsunfälle. Fahrradfahrende finden hier keinen Platz, dies betrifft vor allem die kleinen und/oder die ängstlicheren unter ihnen. Die Problematik ist der Stadt bekannt, getan wird jedoch wenig. Im Gegenteil: Die kontinuierliche Verschlechterung der Verkehrssituation durch immer mehr KFZ, die z.B. die Lorettostraße als Durchgangsstraße nutzen, setzt sich ungebremst fort.

Nicht nur der FR-Entscheid, auch wir als Bürgerverein, möchten dem Garten- und Tiefbauamt der Stadt Freiburg deutlich machen, dass wir dringend und zeitnah geeignete Verkehrskonzepte brauchen, um Kindern, Jugendlichen, Familien, Senior*innen und allen anderen, die die Wiehremer Straßen zu Fuß oder auf dem Rad nutzen wollen, ein sicheres und gesundes Vorwärtskommen zu ermöglichen. Denkbare Konzepte reichen von der Einrichtung einer Fahrradstraße im Rahmen der Radvorrangstraße oder eines Einbahnstraßensystems bis hin zur Umsetzung eines sogenannten „Superblocks“¹ zwischen Günterstalstaße, Merzhauser Straße und B31. Gemeinsam planen der FR-Entscheid und der BV Mittel- und Unterwiehre für den 13. Juni 2021 mit der Aktion „Pop-up-Boulevard“ eine erste eintägige Veranstaltung zu diesem Thema: Die Lorettostraße wird für einen Tag in einen grünen Ort des Austauschs und des Verweilens verwandelt werden. Bäume mit Sitzgelegenheiten und kulturelle Veranstaltungen sollen dabei die Vorteile der Verkehrswende für die Menschen spürbar machen und mit positiven Visionen zum Umdenken und Umsteigen anregen. Lassen Sie uns nicht zu lange von einer Radvorrangroute träumen, die ihrem Namen gerecht wird, sondern radeln wir los!


Markus Ohler

PS: Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, hat das Garten- und Tiefbauamt (GuT) auf Anregung des Bürgervereins vier Lastenvelo-Stellplätze in der Wie-hre eingerichtet. Wir möchten uns hierfür sehr herzlich beim GuT bedanken und sind gespannt, wie die Parkplätze in der Wiehre angenommen werden. Seit April dieses Jahres besteht zusätzlich die Möglichkeit, über die Frelo-Stationen 20 Lastenpedelecs auszuleihen.

Stellplätze finden sich an folgenden Orten:

  • Am nördlichen Ende der Hildastraße Richtung Schwabentorbrücke
  • Quäkerstraße beim alten Wiehrebahnhof
  • Lorettostraße Ecke Günterstalstraße
  • Günterstalstraße Ecke Zasiusstraße

¹ Als Superblock wird ein Straßenblock von etwa 400 mal 400 Meter beziehungsweise drei mal drei Häuserblocks definiert, in dem der Kfz-Verkehr neu organisiert wird. Ein ausgeklügeltes System von Einbahnstraßen verhindert, dass die Straßen innerhalb dieser Zonen zur Durchfahrt genutzt werden. Das Konzept wurde in Barcelona bereits mehrfach umgesetzt.) Quelle: ADFC/VCÖ