Auch in diesem Jahr lade ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, wieder dazu ein, eine Straße in unserem Viertel genauer zu entdecken. Bummeln Sie mit durch die Konradstraße und ihre Hinterhöfe. Sie werden überrascht sein, was es da zu entdecken gibt und erfahren Sie, was auch die nächsten Nachbar*innen noch nicht kannten und wussten.

Seit 27 Jahren führt der in der italienischen Region Apulien geborene Giuseppe (Pino) Semeraro den Friseursalon Stilissimo in der Konradstraße 5 und dies so erfolgreich, dass er vor sieben Jahren noch eine Filiale in der Güterhallenstraße eröffnen konnte. Sein Markenzeichen ist der Einsatz natürlicher, rein pflanzlicher Produkte. Das kommt, wie er betont, nicht nur seiner Kundschaft, sondern auch seinen Mi-tarbeiter*innen zugute. Dass das Konzept funktioniert, beweisen seine Kundinnen und Kunden, die aus der Wiehre aber auch von Hamburg bis Basel zu ihm zum „Waschen, Schneiden, Föhnen“ anreisen.

Kann Pinos Laden schon als alteingesessen gelten, wird er doch noch locker getoppt von dem Fahrradladen im Hinterhof des K9 Wohnprojekts (gehörig zum Mietshäuser Syndikat) in der Konradstraße 9. Der Laden von Thomas Niehaus ist so alt wie unser Oberbürgermeister und so haben schon viele Jahre Wiehremer*innen ihre Räder (ohne E!) zur Reparatur gebracht bzw. Ersatzteile für ihren Drahtesel erstanden, die sonst nirgends aufzutreiben waren. Innerhalb eines Tages ist unser umweltfreundlichstes Personentransportmittel meist repariert und es wird erwartet, dass man es ebenso schnell wieder abholt, denn der Platz im Hof wird für die vielen Gebrauchträder benötigt, die man dort günstig kaufen kann.

Durch eine Tür, verborgen im Hinterhof der Konradstraße 11, arbeiten zwei Buchbindemeisterinnen unter einem Dach. Frau Iris Haischer ist seit 30 Jahren in dem netten Werkstatthäuschen, die Österreicherin Susanne Natterer ist seit 10 Jahren dabei. Hier kann man seine Doktorarbeit und anderes binden und seine Bücher wieder instand setzen lassen. Ich nehme mir fest vor, mein liebgewordenes erstes Kinderbuch für meine Enkelin demnächst reparieren zu lassen, und ziehe weiter in den großen Hinterhof der Konradstraße 17. Hier stolpere ich direkt in eine Feier anlässlich der Geschäftsübernahme des Stadtteilbistros Beb&Bene und freue mich mit den anderen Gästen über den steilen Karrieresprung von Hassan Schiech Ahnad. 2018 aus Syrien kommend, hat er bei Beb&Bene als Tellerwäscher angefangen, wurde von Bene ausgebildet und kocht ab November 2023 nun für seine eigenen Gäste jeden Mittag von 11:30 Uhr bis 14:30 Uhr leckere vegane Gerichte. Alles, was bei ihm auf den Teller kommt, liefern ausnahmslos ausgewählte Höfe der Region an ihn, versteht sich! Die leckeren Galettes, die seine ehemalige Chefin und Namensgeberin von Beb&Bene, die Französin Bérangére Pouchin, eingeführt hat, behält er zum Glück weiterhin auf der Speisekarte. Beb und Bene haben sich nach zehn Jahren aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und konzentrieren sich nun auf ihr veganes und/oder vegetarisches Cateringangebot.

Der Laden neben dem Bistro ist mit knapp zwei Jahren noch recht jung. Er verrät schon durch den Namen, was einen beim Eintreten erwartet: Ein geradezu berauschendes Angebot für alle Sinne. Im Botannica gibt es Produkte aus der Pflanzenwelt in einer überwältigenden Vielfalt. Hier heißt es Zeit mitbringen, denn Gesundheitscoachin und Ernährungsberaterin Flora Fernández bietet mit fachlicher Beratung Tees, Kosmetik und Tinkturen in einzigartiger Vielfalt an. Die angebotenen Aperitivi wie Gin und Limoncello gibt es als alkoholfreie Varianten und natürlich bekommt man bei der gebürtigen Argentinierin auch alles, was man zur Mateteezubereitung braucht.

Den 1976 gegründeten Biokeller mit seinen regionalen Bioprodukten den Wiehremer*innen vorzustellen, hieße vermutlich Eulen nach Athen zu tragen. Dagegen wissen selbst wenige Stammkund*innen, dass die in Frankreich geborene Steffi Hentinger seit 2021 Inhaberin des Biokellers ist. Auch sie begann 2010 zunächst „fachfremd“ als Angestellte im Biokeller, nachdem sie zuvor in Manchester Anglistik studiert und dort dann einige Jahre als Lehrerin gearbeitet hat.

Mit Kiwi Koala hat sich die gebürtige Freiburgerin Johanna Christensen im Oktober 2022 ihren Traum von eigenen Laden erfüllt. Sie bietet handgemachte Produkte von Kunsthand-werker*innen und Kleinbetrieben der Region. Kein Schnickschnack, wie sie betont, sondern Nützliches für Mensch und Haushalt. Die Entstehung des Geschäftsnamens Kiwi Koala erklärte Frau Christiansen neulich im „Hallo Nachbarn TV“ des Schülerprojektes der Lessingschule: Sie ist mit einem Neuseeländer verheiratet und selbst Halbaustralierin. Ihr ältester Sohn ist in Neuseeland, ihr jüngster in Australien geboren.

Die Medienwerkstatt Freiburg e.V. auf der anderen Straßenseite in der Hausnummer 20 ist nur zwei Jahre jünger als der Biokeller und damit auch schon eine nicht mehr wegzudenkende Institution für Generationen von Filmschaffenden. Geschäftsführer Wolfgang Stickel initiierte und organisierte 20 Jahre lang das Freiburger SchülerFilmForum und hilft neben vielen anderen Projekten aktuell mit seinem Know-how den Schülerinnen und Schülern des Schulprojekts Lessing TV bei ihren Interviews mit verschiedenen Menschen im Viertel (siehe dazu auch WJ 80). Daneben ist die Medienwerkstatt eine in ganz Baden bekannte Anlaufstelle für die Digitalisierung von Super8-Filmen, Audiokassetten und Schallplatten.

Im gleichen Haus befindet sich auch das Atelier des experimentellen Künstlers Konrad Wallmeier, der im Schaufester der Medienwerkstatt einige seiner Werke ausstellt. Der gebürtige Westfale lebt seit 1991 in Freiburg und arbeitet schwerpunktmäßig an Lichtobjekten, interaktiven Objekten und Installationen.

In der Konradstraße 21 hat die Keramikerin Suzanne Friedrich erst im September 2023 ihren Ausstellungsraum für Keramik und Kunst eröffnet. Die Australierin, die abwechselnd in Freiburg und Adelaide wohnt, töpfert, malt und beschäftigt sich mit japanischen Holzdrucken. Ob Vasen, Müslischalen oder Cappuccinotassen: Alles sind handgetöpferte individuelle Einzelstücke, die sicher ihre Käufer*innen finden.

Zu guter Letzt biegen wir doch noch schnell um die Ecke in die Schwimmbadstraße ein. Dort steht, klein und versteckt zwischen hohen Bürgerhäusern der Zwergenladen, an dessen Schaufenster sich schon seit 25 Jahren die Kinder unseres Viertels die Nasen plattdrücken. Dieses Geschäft für hochwertiges und zertifiziert ökologisch nachhaltiges Spielzeug und Kinderbuchklassiker für jedes Alter hat gerade ebenfalls den Besitzer gewechselt. Doch auch Rainer Monnet wird inhaltlich am Konzept nichts ändern und ihn mit dem Schwerpunkt auf nachhaltigem Spielzeug weiterführen.

Wieder haben alle hier vorgestellten Geschäfte ein oder mehrere Preise für unser weihnachtliches Gewinnspiel gestiftet.  Mehr dazu auf Seite 18.