Foto: Waetzel


Eine Nachverdichtung der besonderen Art ist derzeit vor dem Alten Wiehrebahnhof zu besichtigen – allerdings nur bis zum 28. Juli. Dann zieht das „Einraumhaus c/o“ des in Freiburg aufgewachsenen Mannheimer Künstlers Philipp Morlock wieder weiter in eine andere Stadt. Bis dahin soll der 4 x 4 Meter große Würfel den viel genutzten Platz verändern und die Wege der Vorübergehenden umlenken.

Vom Parkplatz gegenüber beäugt eine 4,5 Meter hohe schwarze „Wächterskulptur“ aus Stahl das Einraumhaus und seine Besucher. Philipp Morlock spielt hier auf den Freibeuter Sir Francis Drake an, der bei seinen Umsegelungen die Weltmeere unsicher machte. Als „Pirat der Königin“ unter den Schutz der englischen Krone gestellt, verhalf er Großbritannien zur Seemacht aufzusteigen.
Indem es einen fremden Ort besetzt, betreibt auch das Einraumhaus in gewissem Sinne Piraterie. Philipp Morlock verfolgt mit seinem Konzept ein dialogisches Grundprinzip: c/o („care of“) weist nicht nur auf das temporäre Verweilen an einem solchen Ort, sondern auch auf die hier eröffnete Möglichkeit zu Begegnung und Austausch von Künstlern, Sammlern und kunstinteressierten Bürgern hin.
Im Innern des Einraumhauses ist zunächst eine eigens für Freiburg von Morlock entworfene Skulptur zu sehen, die, von ihrer stählernen Hülle befreit, auch noch nach dem 28. Juli für zwei Jahre die Kunstmeile in der Urachstrasse bereichern soll. Bei seinem goldschimmernden, mächtigen Quader ließ sich der Künstler vom Film Andrej Rubljow über einen vermeintlichen Glockengießer inspirieren: Wie beim Glockenguss grub auch Morlock ein tiefes Loch, das er mit Beton ausgoss. An der Außenseite der oben mit Schlagmetall umlegten Skulptur blieben bei diesem Vorgang allerlei Fundstücke stecken.
Nicola Pierrard