Fassade der Gertrud-Luckner-Schule wird saniert

Die Natursteinfassade der Außenstelle der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule in der Kirchstraße 4 wird seit Sommer 2012 an umfassend saniert. Damit wird ein lang geforderter Wunsch des Bürgervereins und der ARGE Freiburger Stadtbild nach Jahren erfüllt.
Juni 2012 begannen Steinmetze die schadhaften Figuren und das geschädigtes Schmuckwerk zu sanieren und dabei sollen auch die Natursteinflächen verfestigt werden. Das städtische Gebäudemanagement (GMF) rechnet mit einer Bauzeit von drei Jahren. Bereits 1995 hatte der Freiburger Gemeinderat 8,6 Millionen Mark für die Fassaden im Rahmen der Generalsanierung (42,7 Millionen Mark) bewilligt. Die Haushaltssituation erzwang jedoch einen Aufschub. Für die jetzt beginnende Sanierung aller Fassaden sollen 4,6 Millionen Euro bereitgestellt werden, denn unter allen Freiburger Schulhausbauten, die um die Jahrhundertwende entstanden sind, nimmt das Gebäude der „Staedtischen Gewerbeschule“ in der Kirchstraße eine besondere Stellung ein.
Dieses von handwerklicher Kunstfertigkeit zeugende, prachtvolle Gebäude wurde 1905 durch den Stadtbaumeister Rudolf Thoma und den Stadtarchitekten Matthias Stammnitz entworfen und errichtet. Als Baustil wählte man den der Renaissance – als Blütezeit des Handwerks – dem Zeitgeschmack entsprechend mit gotischen Elementen versehen.
Als erster Schulbau, der eigens für eine Gewerbeschule geplant wurde, sollte dieses Bauwerk in allen Teilen etwas Neues darstellen. Es sollte schön sein, geschichtliche Bezüge haben und vielerlei Lernbeispiele für Lehrlinge der unterschiedlichen Handwerksberufe in allen Details der Fassadengestaltung und des Innenausbaus zeigen.
Jeder Beruf, der in diesem Gebäude unterrichtet werden sollte, leistete seinen Beitrag und schuf Mustergültiges. So wurde dieses Gebäude ein Paradebau des Freiburger Bau- und Kunsthandwerkes.
Das breit angelegte, großzügige Treppenhaus und die weiträumigen Gänge boten beispielsweise der Dekorationsmalerei reichlich Gelegenheit, Farbe in den Raum zu bringen, etwa durch ornamentale Ausschmückung von Flächen oder durch Aufmalen von Sinnsprüchen, die den Geist der Zeit widerspiegeln und gleichzeitig auf den Zweck des Gebäudes Bezug nehmen, wie z.B. „Tätiger Geist und sinnige Hand ziehen den Segen ins Vaterland.“
Auch die Geländer des dreistöckigen Treppenhauses waren durch ihre zwölf verschiedenen gotischen Maßwerkformen ein Beispiel praktischen Studiums für die Lehrlinge.
Die gesamte Pracht und Vielfalt der handwerklichen Darstellung und Symbolik zeigt sich besonders in dem sich über zwei Stockwerke erstreckenden prunkvollen Festsaal, „dem schönsten Zeugnis des Späthistorismus in Freiburg“.
Seit dem Jahr 1975 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Unter entsprechend strengen Auflagen wurde in den Jahren von 1996 bis 2001 im Wesentlichen das Innere des Gebäudes saniert und bis 2014 soll das Gebäude in neuem Glanz erstrahlen.

Eugen Reinwald