Großes Interesse fand die im letzten Wiehre Journal angekündigte Führung von Pfarrer Schweiger durch die Johanneskirche am 14.02.2020.

Einleitend erzählte Pfarrer Schweiger von der Entstehungsgeschichte des Sakralbaus. Im Rahmen der damaligen Stadterweiterung und im Schnittpunkt der Zufahrtsstraßen von Basel und aus dem Dreisamtal sollte nach Abriss des dort vorhandenen Gaswerkes und nach den Vorstellungen des damaligen Oberbürgermeisters Winterer eine große Kirche errichtet werden, um den Bedarf an Kirchenraum für den in der Gründerzeit schnell wachsenden Stadtteil Wiehre zu befriedigen. Der Karlsruher Architekt Prof. Dr. Josef Durm wurde mit dem Bau 1894 beauftragt.

Die Kirche wurde nicht in der sonst üblichen liturgischen Anordnung (Altar = Osten, Ausgang = Westen) errichtet, sondern wegen des Zugangs aus dem Stadtteil um 180 Grad gedreht. Zwei ca. 60 Meter hohe Türme neuromanischen Stils (in Anlehnungen an den Bamberger Dom) wie überhaupt die ganz aus rotem Sandstein gebaute Kirche prägen eindrucksvoll das Entree in die Stadt mit ihrer dazwischen liegenden Eingangsvorhalle, damals die zweitgrößte Kirche Freiburgs.

Im Innern hat sich seit ihrer Einweihung 1899 manches verändert. Statt der Ausrichtung auf den Hochaltar in der Apsis ist aus Gründen der im Vatikanischen Konzil (1962-65) geänderten Zelebrationsweise für die Gottesdienste unter der ca. 30 m hohen Vierungskuppel ein zentraler neuer Altarstandort mit einem Altar des Künstlers und Bildhauers Josef Henger entstanden (1975). Die Seitenaltäre sind original verblieben.

Die Kirche hat insgesamt die Wirren des Zweiten Weltkriegs weitgehend unzerstört überstanden. Die von Fritz Geiges geschaffenen bunten Glasfenster sind fast alle noch im Original erhalten. Nach 1950 wurden sowohl im Hochchor als auch gegenüber der Kanzel insgesamt 7 große Statuen ergänzt. Sechs Heilige (Apostel) und der Patron der Kirche (Johannes der Täufer) werden den Gläubigen dadurch nahegebracht.

Im südlichen Querhaus machte Pfarrer Schweiger auf einige Statuen der 14 Nothelfer aufmerksam, die aus der
alten und 1927 abgerissenen Kapelle an der Basler Landstraße stammen, sowie auf ein gotisches Marienbild, dessen Herkunft bei den Kunstsachverständigen bis heute ungeklärt ist.

Wieder auf dem Kirchplatz, dessen derzeitiger desolater Zustand von Pfarrer Schweiger sehr bemängelt wird, wurden uns das Einhornrelief über dem Eingang und das Fries mit den christlichen Tugenden unterhalb der Südrosette aus-führlich erklärt. Beim Blick auf die Kreuze der Kirchtürme konnte das Geheimnis ihrer Stellung – nicht ganz senkrecht zur Längsachse der Kirche – auch von den Besuchern nicht geklärt werden.

Über 80 Besucher waren von der Führung sehr angetan und beeindruckt.

Klaus Füsslin