Der Perspektivplan für Freiburg bietet Strategien an – Strategien für die Wiehre? Kapern Formen Säumen
Wer einfache Antworten auf komplexe Fragen sucht, der ist beim Perspektivplan der Stadt Freiburg an der falschen Adresse. Stadtentwicklung, dies wurde über all die Workshops und Gespräche im Rahmen des Perspektivplans deutlich, eignet sich nicht für 140-Zeichen-Twitter-Botschaften. Alles hängt mit allem zusammen und damit war und ist auch klar: Stadtteilbezogen kann die Gesamtentwicklung Freiburgs nicht geführt werden.
Was sich am Anfang des Perspektivplanprozesses noch reichlich diffus angefühlt und angehört hat, verdichtete und kristallisierte sich auf drei unterschiedliche Perspektivprozesse heraus. Die Schlagworte lauten: Kapern, Formen, Säumen. Was sich jeweils dahinter verbirgt? „Kapern“ steht für städtebauliche Verbindungen an Achsen. „Formen“ richtet Freiburgs Stadtentwicklung an identitätsstiftenden Parks aus. Dichte Stadtquartiere und „grüne Wohnzimmer“.  „Säumen“ nimmt die inneren und äußeren Siedlungsränder und -übergänge neu in den Blick. Ränder bewusst setzten und strukturieren. Allen Interessierten sei das ausführliche Informationsvideo zu den Leitlinien des Perspektivplans empfohlen. Zu finden im Internet auf den Seiten des Perspektivplans (www.perspektivplan-freiburg.de) oder direkt auf youtube.com
Säumen – oder doch nicht?
Beim „Säumen“ wird so mancher aus der Wiehre innerlich zucken. Die sensiblen Ränder unseres Stadtteils in Richtung Natur und Schwarzwald noch mehr bebauen? Neue Ränder (Wonnhalde?!) schaffen? Oder wäre ein klarer Saum nicht doch das beste Mittel gegen ein immer weiter drohendes „Ausfransen“ der Stadt an ihren Rändern?
Klärungsbedarf im Detail
Allerdings haben die Diskussionen und Veranstaltungen gezeigt, dass alle drei möglichen Entwicklungsstrategien noch reichlich Diskussionsbedarf im Detail aufweisen. Bei manchen Ideen hat man den Eindruck, dass die Planer bestehende Tatsachen wie Natur- und Landschaftschutz oder Eigentumsverhältnisse nicht oder nicht hinreichend berücksichtigt haben. Allerdings muss man auch anerkennen, dass langfristige Stadtplanung nicht gelingen kann, wenn Denkrichtungen von vornhinein durch Klein-Klein im Keim erstickt werden. Hier werden die Gremien, nicht zuletzt der Gemeinderat, aufgefordert sein, Ideen auf ihre Machbarkeit hin zu überprüfen.
Die absolute Lösung wird es nicht geben, was der Perspektivplan aber jetzt schon gebracht hat, dass die Akteure – Bürgervereine eingeschlossen – in anderer Qualität über das neue städtebauliche Leitbild der Stadt nachdenken. Welche Leitlinie sich am Schluss durchsetzen wird, wird spannend. Die Diskussion ist noch lange nicht beendet.
Justus Kampp