Liebe Frau Heeg, Sie sind seit September 2018 Schulleiterin der Lessing- Realschule in Freiburg nachdem Sie schon im Oberen Wiesental Schulleiterin einer Gemeinschaftsschule waren. Wie ist es Ihnen im Vergleich zu dieser Schule im ersten Jahr in Freiburg ergangen?
Die beiden Schulen kann man direkt gar nicht vergleichen. Dazu sind sie zu unterschiedlich: die Schulart, die Schulstufen, die Lage – das ist alles anders. Von daher war die Arbeit hier für mich ein Neustart, der mir viel Freude bereitet hat. Ich durfte viel dazulernen.

Wie viele Klassen hat die Lessing-Realschule aktuell?
An der Lessing-Realschule haben wir Platz für je zwei Klassen pro Schulstufe. Das ergibt von Klasse 5 bis 10 dann insgesamt 12 Klassen. Außerdem haben wir eine Vorbereitungsklasse für Schülerinnen und Schüler, die Deutsch als Zweit-sprache lernen müssen. Dazu kommt eine Kooperationsklasse. Diese Klasse besuchen Schülerinnen und Schüler der Richard-Mittermaier-Schule, also Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Bildungsanspruch in Bezug auf die geistige Entwicklung. Sie arbeiten mit einer unserer Klassen ganz eng zusammen.

Woher kommen die Schülerinnen und Schüler der Lessing-Realschule?
Wenn Kinder der Grundschulen in der Mittel- und Unterwiehre eine Realschule besuchen möchten, sind sie bei uns herzlich willkommen. Ansonsten kommen viele Schülerinnen und Schüler aus Vauban, Merzhausen und dem Hexental, aber auch aus Horben, Günterstal, St. Georgen und Rieselfeld.

Die Lessing-Realschule ist eine von mehreren Realschulen in der Stadt Freiburg. Was ist das Besondere an Ihrer Schule?
Wir sind aufgrund der räumlichen Begrenzung eine kleine Realschule und haben dadurch einen familiären Charakter. Außerdem legen wir großen Wert auf die Stärkung der Persönlichkeit und der sozialen Kompetenzen. Deshalb stehen bei uns die Erlebnispädagogik, der Klassenrat, Schülerdienste, die Arbeit der Schülermitverantwortung (SMV) und die Inklusionsklasse im Mittelpunkt. Bei uns ist es wichtig, dass unsere Schülerinnen und Schüler Verantwortung für sich selbst, für andere und für die Schule als Ganzes übernehmen.

Was ist, wenn Ihre Schülerinnen und Schüler mal Probleme haben?
Wir arbeiten im Lehrerkollegium sehr eng zusammen, um frühzeitig zu erkennen, wenn bei einem unserer Schüler Schwierigkeiten auftreten. Hervorragend unterstützt werden wir hierbei durch unsere Schulsozialarbeiterin und die Beratungslehrerin. Wir setzen zudem das bewährte „Trainingsraumkonzept“ ein, das die Schule nach einem skandinavischen Modell entwickelt hat. Das Trainingsraumkonzept ist ein pädagogischer Ansatz zur Stärkung der Eigenverantwortung von Schülerinnen und Schülern. Sie dient der Förderung eines respektvollen Umgangs von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern bei Unterrichtsstörungen. Das Konzept ermöglicht uns, auf die akuten Probleme der Kinder und Jugendlichen einzugehen, ohne dass der Unterricht dadurch beeinträchtigt wird.

Die Schule liegt nah der Innenstadt – welche Vor- und Nachteile hat diese Lage?
Als Schule im Herzen der Stadt sind wir einfach richtig gut zu erreichen – egal mit welchem Verkehrsmittel. Ansonsten spielt die Nähe zur Innenstadt in unserem Schulalltag kaum eine Rolle. Allerdings merken wir die Nähe zur Innenstadt deutlich außerhalb der Schulzeit. Der Basketballplatz wird beispielsweise rege genutzt. Zum anderen dient der Schulhof aber auch so als Treffpunkt für die Menschen. Leider verhalten sich diese Nutzer nicht immer so, wie wir uns das wünschen würden, Stichpunkt Scherben, Müll, fehlendes WC.

Was wünschen Sie sich als Schulleiterin von der Stadt Freiburg?
Von der Stadt Freiburg würden wir uns wünschen, dass die unbefriedigende Situation rund um das Mittagessen an der Lessing-Realschule zeitnah gelöst wird. Wir sind die einzige Realschule in Freiburg, an der es noch kein Mensa-Angebot gibt. Und wir haben noch ein paar kleine räumliche Probleme, die auf eine Lösung warten.

Und wie ist das Verhältnis zu den Anwohnern im Viertel?
Wir freuen uns sehr, dass sich die Bürgerinnen und Bürger in der Wiehre so rege für unsere Schule interessieren! Und natürlich sind Sie alle willkommen, in unserem Förderverein „Freundeskreis der Lessing-Realschule e.V.“ mitzumachen.

Welche Herausforderungen sind in näherer Zukunft zu bewältigen?
Eine große Herausforderung ist sicher die Digitalisierung. Wir sind hier bereits sehr gut aufgestellt und arbeiten mit Tablets, PCs und Laptops. Die technischen Rahmenbedingungen sind jedoch noch nicht ideal. Hier hoffen wir langfristig auf tragfähige Lösungen durch die Stadt Freiburg, die den Einsatz digitaler Medien einfacher machen.

Wie geht es weiter mit der Lessing-Realschule?
Wir möchten auch unter den veränderten Rahmenbedingungen des neuen Bildungsplans eine Schule bleiben, bei der Schülerinnen und Schüler individuell gefördert und gefordert werden. Dazu arbeiten wir im Kollegium intensiv an unseren Konzepten.

Vielen Dank für das Interview.

Loretta Lorenz