Menschen im Stadtteil: Ehrenbürger Rolf Böhme
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Rechtsanwalt, Bundestagsabgeordneter, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Oberbürgermeister von Freiburg und wieder Rechtsanwalt: Das Berufsleben Rolf Böhmes bot jede Menge Abwechslung.
Seit mehr als drei Jahrzehnten sind Böhme und seine Frau Margret Mitglieder des Bürgervereins, mit dessen Position sie durchaus nicht immer einig gingen: Der Autor erinnert sich gut an den Kampf um die Günterstäler Wiesen – erst als wir auf einer der Unterschriftenlisten die Unterschrift von Margret Böhme entdeckten, konnten wir aufatmen.

Als der Bürgerverein Unterschriften gegen die Bebauung des Schlierbergs sammelte, kam Rolf Böhme auf dem Rathausplatz auf uns zu und meinte vor dem Hintergrund der damaligen Wohnungsnot in Freiburg lakonisch: „Ja, Unterschriften sammelt man leicht …“.
Die Auseinandersetzung um die Linienführung der Straßenbahn in der Unterwiehre wurde so hart geführt, dass persönliche Verletzungen nicht auszuschließen waren; ich erinnere mich gut an den Geburtstagsbesuch zum 65., als mich Rolf Böhme beiseite nahm und anmerkte: „Diese Auseinandersetzung habt Ihr echt gut geführt, da muss ich gratulieren, auch wenn mir das Ergebnis überhaupt nicht passt.“
Gerade das weist auf, was Rolf Böhme immer auszeichnete: Bei allen Streitigkeiten wusste er, dass man anschließend wieder miteinander sprechen können musste. Seine Glanzleistung bei der Streitschlichtung war sein Eingreifen im Kampf um das „Mariengrab“ – eine Situation, mit der sein alternder Vorgänger Eugen Keidel nicht mehr klarkam:
Das damals neben dem Marienbad liegende Krankenhaus war ins Diakoniekrankenhaus nach  Landwasser verlegt worden und stand leer; das leerstehende Gebäude war ein Blickfang für die Hausbesetzerszene und auch eine Provokation für diese. Rolf Böhme verbürgte sich persönlich dafür, dass die Besetzer einerseits dort wohnen konnten, sie andererseits aber zu einem bestimmten Termin wegen des anstehenden Hausumbaus das Gebäude räumen würden. Ich war einer der Rückbürgen, die ihm diese Bürgschaft ermöglichten – und siehe da: Pünktlich wurde das besetzte Haus geräumt.
Am Ende seiner Amtszeit versprach Böhme im Herbst 2001 die Aufstellung des dringend benötigten Bebauungsplans Wiehre östlich und westlich der Günterstalstraße – ein Versprechen, das er angesichts des Umfanges dieses Bebauungsplans und der Beendigung seiner Amtszeit im Sommer 2002 nicht mehr einlösen konnte und das bis heute nicht eingelöst ist.
Böhme hat den Bürgervereinen im städtischen Gefüge einen Platz geschaffen, um mit ihnen als Transmission besser in die Stadtteile hineinwirken zu können, andererseits aber auch aus den Stadtteilen ein besseres Feedback zu erhalten. Letztlich gehörte dazu auch die 2003 wieder abgeschaffte Information der Bürgervereine über kritische Bauvorhaben im jeweiligen Stadtteil.
Zum 80. Geburtstag am 6. August 2014 gratulierten dem seit einem halben Jahrhundert in der Wiehre wohnenden Rolf Böhme der Vorsitzende des Bürgervereins Mittel- und Unterwiehre, Justus Kampp, sein Vorgänger Eugen Reinwald und der Autor dieser Zeilen als Ehrenvorsitzender des Bürgervereins gemeinsam.
Klaus Winkler