Plädoyer gegen Wonnhalde-Bebauung
Unser Bürgervereins-Mitglied Ursula Hackl hat mit einem Leserbrief auf Äußerungen des neuen Freiburger Stadtplaners Roland Jerusalem zur Bauflächen-Politik (Badische Zeitung vom 28.3.2013) reagiert. Sie wendet sich darin gegen „die technokratische Bedenkenlosigkeit, mit der die brutale Zerstörung einer in über 100 Jahren harmonisch gewachsenen Kulturlandschaft, die von der Wiehre über den Lorettoberg bis Günterstal reicht, ins Auge gefasst wird.“ Wir drucken hier wesentliche Auszüge der Zuschrift von Ursula Hackl ab:  
„Unsere Familie, beginnend mit meinen Großeltern, lebt seit acht Jahrzehnten in der Wiehre. Die Wonnhalde hatte immer schon die für die Bürger des ansonsten dichtbesiedelten Stadtteils unverzichtbare Funktion als einzige ebene und leicht erreichbare Erholungsfläche vor allem für Familien mit Kleinkindern, Alte und Behinderte, also für alle, die die umgebenden Waldwege kaum nutzen können. Für uns als Kinder war sie ein Spielparadies, für uns als jetzt immobile Alte ist sie die einzige Möglichkeit, uns zu Fuß in der  nahen Natur zu bewegen, und dasselbe gilt für Hunderte von Mitbürgern, zumal die angrenzenden Wiesen wegen der Wasserschutzeinrichtungen nicht mehr betreten werden dürfen.
Weitere Argumente gegen die Wonnhalde-Bebauung sind längst vorgetragen worden, sie werden aber von einigen Entscheidungsträgern der Stadt offensichtlich zunehmend ignoriert. Stattdessen wird vollmundig von „Sozialwohnungen“ und „Bezahlbarem Wohnraum“ gesprochen, obwohl in der Wiehre seit langer Zeit keine Sozialwohnungen, sondern  fast nur Wohnungen im oberen Preissegment, darunter viele Luxusdomizile, entstanden sind. Selbstverständlich würde auch die Wonnhalde gegebenenfalls zum Objekt für reiche Investoren werden, und die Stadt würde außer deren Interessen nur denen der Bau- und Architektenlobby, aber nicht ihren übrigen Bürgern dienen.
Stattdessen müsste der demographische und gesellschaftliche Wandel bedacht werden – einerseits wird bekanntlich der Bedarf an kleinen Wohnungen für Singles, darunter zunehmend Senioren, gegenüber dem für Familien steigen, andererseits steht in der Wiehre ein großer und solider Altbaubestand zur Verfügung, überwiegend Mehrfamilienhäuser, der mit intelligenten und flexiblen Konzepten entsprechend genutzt werden könnte und an manchen Stellen auch schon genutzt wird. Viele sehr große Häuser und Wohnungen sind im Besitz sehr alter Menschen und werden daher in den nächsten Jahren durch deren Umzug oder Tod automatisch verfügbar werden. Sie können nach und nach behutsam und ohne Luxusvarianten modernisiert und mit Hilfe der dafür vorgesehenen staatlichen Zuschüsse energetisch auf den neuesten Stand gebracht, u.a. können zu große Wohnungen geteilt und  Dachgeschosse ausgebaut werden. Die  mittelständischen örtlichen Handwerker  bieten für derartige Bauarbeiten erfahrungsgemäß seit Jahren gute, individuelle und bezahlbare Lösungen an.“
Ursula Hackl