
Ziel erreicht: Das Lichterfest brachte alle Generationen an einen Tisch – und auf die Tanzfläche!
Zum Höhepunkt unseres 150-jährigen Jubiläums hat der Vorstand das traditionsreiche Lichterfest wiederbelebt, das zuletzt vor der Pandemie am Wochenende der Zeitumstellung stattfand. Trotz krankheitsbedingter Ausfälle und Termin-überschneidungen stemmten die verbliebenen fünf Vorstandsmitglieder die Organisation – und wurden mit einer überwältigenden Beteiligung belohnt.
Bereits zwanzig Minuten nach Beginn der Veranstaltung waren die 26 bereitgestellten Kürbisse ausverkauft und die Familien verwandelten den Ausschankgarten von La Stazione am Neuen Wiehrebahnhof in eine große Kürbisschnitzwerkstatt. Für später gekommene Gäste konnten wir dank der spontanen Hilfe von Andree Kaiser von „Rettich & Co.“ in der Günterstalstraße eine zweite Kürbisladung organisieren – telefonisch erreichbar und großzügig, lieferte er uns unentgeltlich seinen Vorrat.
Zum Laternenumzug versammelten sich bei Einbruch der Dunkelheit über 100 Familien. Bald darauf schwebten helle und bunte Lichter die Waldstraße entlang bis zum Sternwald. Zurückgekehrte Kinder wurden mit einer Brezel von der Läckerei am Gerwigplatz begrüßt – ein zünftiger Einstand des neuen Pächterpaars in der Wiehre.
Ohnehin wäre das Fest ohne die großzügige Unterstützung der Bäckereien und dem Viertel verbundenen Gastronomiebetriebe nicht durchführbar gewesen. Auch dieses Jahr hat sich unser bewährtes Speisekonzept bewährt: Es wird angeboten, was man mit der Hand oder einem Löffel genießen kann.
In unserer herbstlichen Suppenküche waren erneut das Kartoffelhaus, der Deutsche Kaiser, der Goldene Anker, das Lollo und La Stazione vertreten. Erstmalig kochte auch Omas Küche mit neuem Pächter für uns. Die gelieferten köstlichen Suppen und Eintöpfe – ob vegan oder klassisch – fanden an dem kalten Herbstabend dankbare Abnehmerinnen und Abnehmer. Brot zur Suppe spendierte wie immer die mit unserem Viertel sehr verbundene Traditionsbäckerei Lay, die dieses Jahr selbst auch ein rundes Jubliläum feiern durfte. Und unser Geschenk an alle: Als gemeinnütziger Verein konnten wir unsere Suppenpreise über 8 Jahre mit 3 Euro für den Teller stabil halten!
Ebenso seit 2016 dabei ließ sich das Kebab Haus auch unter neuem Pächter nicht nehmen, seinen Beitrag am Fest zu leisten und spendierte wieder Baklava „auf die Hand“.
Das Musikwerk Freiburg unter der Leitung von Andreas Fuchs und Timo Ernst sorgte schließlich in den ersten zwei Stunden in der Bahnhofshalle für die musikalische Umrahmung und die angehenden jungen Künstlerinnen und Künstler zogen vor allem junge Familien sichtbar in ihren Bann.
Und endlich war es so weit: Der erste Wiehremer Songcontest ging mit vier Beiträgen an den Start. Alle Sängerinnen und Sänger, die sich dem musikalischen Wettstreit stellten, sind in der Wiehre – und darüber hinaus – keine unbekannten Stimmen.
Den Anfang machte Patrizia Müller mit Gitarre und einem auf die Wiehre umgedichteten Lied zu einer bekannten Melodie. Darin bekannte sie schlicht: „Die Wiehre ist schön.“
Es folgten Ruben und Paul mit Kontrabass, zwei Kazoos und Trommel. Die beiden Dreizehnjährigen hatten Text und Musik selbst geschrieben und besangen mit eingängiger Melodie und charmanten Instrumentaleinlagen „Einen Tag in der Wiehre“. Sie nahmen uns mit auf einen höchst vergnüglichen musikalischen Spaziergang durch das Viertel.
Mit der „Annaplatzhymne“ brachte Johanna Schroth und ihre Begleiter Frank, Eddi und Nils schließlich die Halle zum Mitsingen. Mit selbstgeschriebener Melodie und Text hieß es: „Nicht Goethestraße, nein Annaplatz – alle miteinander am Annaplatz.“ Ein wahrer Ohrwurm über das Zusammenleben und -feiern rund um den heimlichen Mittelpunkt der Wiehre.
Den Abschluss bildete Oliver Scheidies mit seinem Loblied auf ein weiteres kleines Juwel unseres Viertels: „Alle lieben Lollo.“
Das Publikum bestimmte die Siegerinnen und Sieger durch Lautstärke und Dauer des Applauses. Alle Beiträge wurden mit donnerndem Beifall bedacht – doch bei Ruben und Paul wollte der Applaus gar nicht mehr enden. Strahlend nahmen die beiden jungen Musiker ihren Veranstaltungsgutschein im Wert von 200 Euro entgegen. Die anderen Teilnehmenden landeten mit dem Applaus auf einem geteilten zweiten Platz und erhielten jeweils einen Büchergutschein.
Finanziert wurden die Preise übrigens aus dem Erlös der gespendeten Verköstigung – ein schönes Beispiel dafür, wie gemeinsames Genießen auch gemeinsames Ermöglichen bedeutet.
Als herzlichen Gruß an alle Teilnehmer*innen des Songcontests durften wir bunte Rosen verteilen – gespendet von unserem freundlichen afghanischen Ehepaar aus dem kleinen Lebensmittel- und Geschenkeladen Aladin in der Lorettostraße. Mit ihrer Geste haben sie nicht nur Farbe ins Fest, sondern auch ein Stück gelebte Nachbarschaft eingebracht.
Die Silent Disco war dann das Sahnehäubchen auf dem Fest – oder besser gesagt: der Kopfhörer auf dem Kopf. Statt wummernder Boxen gab’s Musik direkt aufs Ohr, ganz nach dem eigenen Geschmack. Ob Walzer, 80er-Hit oder Electrobeats – wer tanzen wollte, drehte einfach am Regler.
Das Beste: Während auf der Tanzfläche wild gefeiert wurde, blieb’s drumherum angenehm leise. Nur wer genau hinsah, konnte erkennen, wer gerade völlig losgelöst mit Major Tom davonschwebte und wer zu Techno stampfte.
So wurde die Wiehre zum Schluss noch zur stillsten Partymeile der Stadt – mit maximalem Spaß und minimalem Lärm. Und wer einmal gesehen hat, wie drei Generationen gleichzeitig zu völlig unterschiedlicher Musik zusammen tanzen, weiß: Wir Wiehremer lieben Gemeinschaft!
Ein großes Dankeschön an Kurth Zornek und Familie für die großzügige Überlassung der Räumlichkeiten und die tatkräftige Unterstützung und an das Kommunale Kino für den Bühnenverleih.
Loretta Lorenz
