Am 3. Dezember 2020 berichtete der SWR in der Fernsehsendung „Zur Sache Baden-Württemberg“ über das landesweite Problem der Parkplatznot in den Städten, das durch die ständig wachsende Zahl der auf der Straße abgestellten Wohnmobile noch gravierend verschärft wird.

In einem Filmausschnitt waren (nicht ganz zufällig) auch Wiehremer Straßen zu sehen, in denen sich Wohnmobil an Wohnmobil reihte, als stünde der Aufbruch in die Sommerferien kurz bevor. Es war aber Dezember 2020 im Lockdown. Wir können getrost davon ausgehen, dass, wer jetzt auf der Straße steht, das die meiste Zeit des Jahres auch weiterhin tun wird, d.h. nirgendwo einen gemieteten Stellplatz oder einen eigenen Carport besitzt.

Im Wiehre Journal 58 haben wir uns im Sommer 2018 des Themas dieser be-sonderen Art der Parkraum(aus)nutzung angenommen und an einigen Beispielen gezeigt, wie Parkplätze durch das Abstellen von Wohnwagen und anderen Anhängern den Anliegern dauerhaft entzogen werden.

Seither hat sich an der Situation nichts geändert. Im Vergleich der Fotos von damals und heute finden sich in der Türkenlouisstraße zum Teil die gleichen Anhänger, nur in drei Jahre schlechterem Zustand.

Und die Wiehre ist ganz augenscheinlich noch um ein paar sehr schmucke nigelnagelneue Eigenheime auf vier Rädern reicher – muss ja eigentlich auch, denn innerhalb von zehn Jahren ist die Anzahl der Wohnmobile in Freiburg um die Hälfte gestiegen. Die Coronakrise gab zusammen mit den Minuszinsen sicher für manch eine oder einen im letzten Jahr noch den letzten Anstoß zur Anschaffung eines fahrbaren Zweitwohnsitzes.

Nun hat die arbeitende Bevölkerung in aller Regel nur eine überschaubare Zahl an Urlaubstagen und der Familienurlaub ist sowieso durch die Ferien beschränkt. Den großen Rest des Jahres steht das Riesenteil auf der Straße, braucht den Platz von zwei PKW und versperrt womöglich in engen Straßen noch Verkehrsteilnehmer*innen die Sicht und Erdgeschoss-bewohner*innen die Aussicht. Dafür drehen Anwohner*innen gegen Feierabend an den großen weißen Kästen vorbei so umwelt- wie nervenfreundlich Runde um Runde durch das Viertel auf der Suche nach einem Parkplatz.

Parkraumbewirtschaftung ist die zielgerichtete Steuerung des Verhältnisses von Parkplatzsuchverkehr zur Anzahl verfügbarer Parkplätze im öffentlichen Raum. Die Stadt ist aufgerufen, gleich an ein paar Steuerschrauben zu drehen. Solange der Gesetzgeber das dauerhafte Abstellen von allem, was vier Räder hat und unter 7,5 Tonnen wiegt, auf öffentlichem Raum zulässt, könnte die Stadt durch ein generelles Stellverbot für Caravans von 22:00 Uhr bis 6:00 Uhr das Überwintern dieser Hotelzimmer auf Rädern in unseren Straßen verhindern. Noch konsequenter wäre es, das Parken nur für PKWs zu gestatten. Ist auf diesem Zusatzschild nur ein PKW abgebildet, ist der Fall eindeutig. Auf einem so gekennzeichneten Parkplatz dürfen ausschließlich Pkw zum Parken abgestellt werden.

Damit das nicht nur zur Problemverlagerung auf andere Straßenzüge oder Stadtteile führt, ist die Stellplatzfrage für Caravans aber auch allgemein anzugehen. Nicht jeder, der seinen Caravan auf die Straße stellt, tut das aus Bequemlichkeits- und/oder Sparsamkeitsgründen. Mietbare Stellplätze im Umland sind rar. Wer ein solches Gefährt anmelden will, sollte eigentlich einen privaten Stellplatz nachweisen müssen.

Der Umgang mit dem privaten Anspruch auf öffentlichen Parkraum muss neu überdacht werden. Nur weil wir an das Straßenbild mit den großen Schlafwagen schon so gewöhnt sind, bleibt die Empörung aus. Sie verstehen nicht was ich damit meine? Dann schlendern Sie durch unser Viertel und stellen sich vor, dass anstelle dieser weißen Straßenschiffe leere Campingzelte die gleiche Parkplatzfläche besetzen würden. Heissa, das würde wohl Ärger geben in unserer schönen Wiehre, oder? Wohnwagen und Caravan gehören auf dafür ausgewiesene Stellplätze wie Zelte auf einen Campingplatz und nicht an den Straßenrand. Richtig? Richtig!

Loretta Lorenz