Der Online-Spendenaufruf des Evangelischen Stifts Freiburg

Vor sieben Jahren hat eine Frau ihr Haus am Annaplatz dem Evangelischen Stift Freiburg vermacht. Nun meldeten sich besorgte Mieter*innen dieses Hauses beim Bürgerverein, weil ein Immobilienmakler das Mietshaus auf den Markt gebracht hat.

Vom geplanten Hausverkauf erfuhren die Mieter*innen einen Tag vorher durch Handzetteleinwurf der mit dem Hausverkauf beauftragten Maklerfirma. Diese Information war nun unumgänglich, weil in kurzer Folge dann einige Investoren nebst Gutachtern in und um das „Mehrfamilienhaus aus der Jugendstilzeit“ (so die Online-Verkaufsanzeige) zugange waren.

Ein ganz normaler Vorgang beim Verkauf eines Hauses – nur, dass der Verkäufer, das Evangelische Stift, ein gemeinnütziges Sozialunternehmen des Diakonischen Werkes der evangelischen Landeskirche Baden ist. Ist frau nun eine hoffnungslose Sozialromantikerin, wenn sie sich von einer solchen Einrichtung etwas Fürsorge und Umsicht im Vorgehen mit dem lebenden Inventar des zu verkaufenden Mietshauses erwartet?

Immerhin handelt es sich in der Mehrzahl des Sechs-Parteien-Mietshaus um jahrzehntelange Mietverträge und damit um teilweise hochbetagte Mieterinnen und Mieter, die seit März die Sorge vor Abriss oder Mietwucher durch Luxussanierung umtreibt. Mit dieser Fragestellung wandte sich der Bürgerverein an das Stift und wurde mit dem kaufmännischen Direktor des Stifts in Freiburg verbunden. Dieser verstand die Frage gar nicht. Sie sehen sich zum Verkauf des Hauses zum jetzigen Zeitpunkt gezwungen, da das Stift, das sich in Freiburg ausschließlich im Pflegebereich engagiert, durch Corona in eine finanziell missliche Lage gekommen sei. Die Benachrichtigung der Mieter-*innen hätten sie in der Tat der beauftragten Maklerfirma überlassen. Der voraussichtliche Käufer sei an der „Bestandserhaltung und an guten Mieten interessiert“, so viel könne er sagen. Zum Einwand, dass der Investorbegriff der „guten Miete“ den Rahmen einer sozial noch verträglichen Mietsteigerung durch die unstrittig nötige Gebäudesanierung bei weitem übersteigen könnte: Ja, diesem Einwand habe er „nichts entgegenzusetzen“. Das sei allein Sache des neuen Eigners.

Soweit der ganz normale Vorgang in dem stark überhitzten Immobilienmarkt in Freiburg.

Ob dieser Verkauf, bzw. die Art und Weise des Vorgehens im Sinne der Erblasserin wäre, die die meisten Mietparteien noch persönlich ausgesucht hat, und, anders als das Evangelische Stift, guten Kontakt zu ihnen hielt, bleibt offen.

Künftigen Erblasser*innen könnte und sollte das Beispiel aber ein Denkanstoß sein… .

Loretta Lorenz