Kaum zu glauben, aber wahr: Der zweite Wiehremer Adventskalender war noch erfolgreicher als der erste es schon war.

Am 1. Dezember 2023 war zunächst der Vorstand des Bürgervereins Mittel- und Unterwiehre geschlossen angetreten, um wieder mit dem Lied „Hey, ich schenk Dir nen Kalender“ die zweite vom Bürgerverein organisierte Adventsaktion zu eröffnen. Ungleich stimmsicherer stieß danach der Chor Anchora das erste Türchen unseres Wiehremer Adventskalenders vollends auf. Zuletzt lud das Bläserensemble von Frieder Reich, hörbar erfolgreich, auch noch die trotz Nieselregens zahlreich erschienenen Zuhörer und Zuschauer-innen zum Mitsingen ein, bevor die kleine Eröffnungsfeier mit guten Gesprächen und heißem Glühwein ausklang.

An den folgenden 21 Tagen fand trotz weiterhin meist widriger Witterungsverhältnisse jede unserer kleinen Kalenderveranstaltungen ihr ganz besonderes Publikum. So konnten
Sangesfreudige dieses Jahr auch noch an anderen Tagen mitsingen – z.B. mit Marion Oerding und ihrem Chor „Klangart Wiehre“ (7), oder auch mit Hanna Berner. Letztere begann mit ihren Freundinnen zwischen zwei Regenschauern am Alten Wiehrebahnhof im kleinen Kreis die Stimme zu erheben. Der Gesang lockte zunehmend kleine wie große Mit-sänger*innen in die Runde. Mit mehr als 50 Stimmen endete dann das Adventsliedersingen mit wiedereinsetzendem Regen. Unserem Aufruf zum Mittun folgten auch Anna und Nico aus der Baslerstraße. Die aus den USA stammenden neuen Nachbarn sangen mit ihren Gästen am 2. Advent mit Begleitung einer Geige amerikanische Weihnachtslieder. (2) Originell und gut vorbereitet ging statt der üblichen Liedblätter ein QR-Code fürs Handy durch die Reihen.

Aber nicht nur Weihnachtliches stand auf dem Programm. So wärmten die diesjährig um einige sonore Stimmen erstarkten Gentimentals mit Liebesliedern die Herzen ihrer Zuhörerschaft (9), während die Mystik „vom Anfang und Ende der Nacht“ jedem der Lieder des Frauenensembles „Canta nova Freiburg“ einen ganz besonderen Klang gab. Hinter der Ankündigung „Balkan trifft Nikolausi“ verbarg sich schließlich eine Akkordeonband und Bassklarinette mit Klängen aus dem Mittelmeer und Balkanraum (3) Auch Sigrid Wolf und ihre Band mit Jazz und Blues sowie die Nachwuchsband „Crazy Birds“ fanden begeisterte neue Fans.

So jagte denn allabendlich um 18:00 Uhr weiter ein musikalischer Höhepunkt den anderen: Der Freiburger Kammerchor vermochte mit seinem „Christmas Jazz“ die Stimmung der über hundert Zuhörer*innen an diesem nasskalten Abend genauso aufzuhellen, wie zwei Tage davor an gleicher Stelle die 12-köpfige Funky-Marching-Band mit ihren in beschwingte Rhythmen umgesetzten Weihnachtslieder ihr junges wie älteres Publikum in einige Bewegung brachte. Die meisten Stimmen und das größte Publikum hatten, wie sollte es auch anders sein, unsere beiden Grundschulen im Quartier. Wie viel Proben es auch gekostet haben mag, bis Gesang und Choreographie einstudiert waren: Die Mühe aller Beteiligten hatte sich wieder mal gelohnt. Textsichere Kinderstimmen verzauberten in beiden Schulhöfen die jeweilige Zuhörerschaft und gaben den Zuhörer*innen mit „Feliz Navidad“ und manch anderem Lied noch einen „Ohrwurm“ mit auf den Heimweg (4).

Auch wieder dabei und mit zahlreichen Zuhörer*innen für ihr Treue belohnt war die Geschichtswerkstatt der Lessing Realschule, diesmal mit einer sehr eindrücklichen Erinnerung an die Chanukkafeier 1939. Dabei war eine ehemalige Schülerin der jüdischen Zwangsschule aus London per Handy zugeschaltet. Ebenfalls dem Gedenken an dunkle Zeiten gewidmet war die Stolpersteinführung durch Marlies Meckel,
die ihren Wegbegleiter*innen das Schicksal ehemaliger
Wiehremer*innen näherbrachte.

Der Gescherchor brachte schließlich mit Gesang und Informationen seiner Zuhörerschaft das zeitgleich stattfindende achttägige jüdische Lichterfest Chanukka näher. (6) Die trotz strömenden Regens unter Schirmen und Kapuzen lauschenden ca. zwei Dutzend Zuhörer*innen wurden anschließend mit Punsch und Kartoffelpuffern, dem traditionellen Essen an Chanukka, freundlich bewirtet.

Überhaupt waren die künstlerischen Darbietungen in ihrer bunten Vielfalt und im Ideenreichtum des Angebots kaum mehr zu überbieten. Nicht nur auf öffentlichen Plätzen wie dem Annaplatz, den Schulhöfen und der Bahnhofsvorhalle, sondern auch in Hinterhöfen, Gärten, Wohnzimmern und leergeräumten Fahrradstellplätzen in der Wiehre schafften sich Künstlerinnen und Künstler ihre Bühne. So trugen Renate Obermeier (Erzählung) und Heinz Spagl (Saxophon und Lautmalerei) versunken Lauschenden das Liebesmärchen von Undine, dem Wassergeist, auf ganz besondere Weise vor (11). Auch was Petra Gack (Lyrik) und Mike Schweizer (Saxophon) dieses Jahr für die Gäste des Klavierdepots zusammengestellt hatten, begeisterte wieder alle Anwesenden (1). Und wer in den Rosshaldeweg fand, wurde von Dorothea Spring (Rezitation) mit einer unglaublichen Geschichte belohnt, die von Margrit Molt-Symalla (Klavier) und Beatrix Kirchhofer (Querflöte) mit klassischer Musik umrahmt wurde.  Mike Kaufman-Portnikov imponierte seinem Publikum zunächst am bis dahin kältesten Tag des Kalenders damit, dass er, als sein elektrisches Klavier eingefroren versagte, sein Programm kurzerhand auf einer Melodica fortsetzte (6). Als Klavierbegleiter von Buster Keatons Stummfilm “Flitterwochen im Fertighaus“ konnte der begnadete Pianist einige Tage darauf in der Bahnhofshalle des Neuen Wiehrebahnhofs dann ohne jedwede Einschränkungen sein wahres Können zeigen. Am letzten Tag schließlich gab es neben weihnachtlichen Klängen noch eine Welturaufführung von Michael Pöhlmann und dem Freiburger Bassballett, welche uns vier Kontrabässe mit beruhigenden tiefen Tönen „vortanzten“. Ein schöner Ausklang, bei dem viele Zuhörerinnen und Zuhörer spontan Dank für die erneute Durchführung des Wiehremer Adventskalenders durch den Bürgerverein zum Ausdruck brachten.

Die Laternenträger*innen Jürgen Bolder, Gabriele Denz,
Loretta Lorenz, Claus Ramsperger, Wilhelm Sievers, Klaus
Füsslin