Wie schon letztes Jahr in die Talstraße (siehe dazu auch www.buergerverein-wiehre.de Archiv: Wiehre Journal Heft 72) lade ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, in diesem Jahr zu einem vorweihnachtlichen Einkaufsbummel durch die Brombergstraße ein. Sollte es mir auch diesmal gelingen, meine Weihnachtsgeschenke in nur einer Straße zu erstehen?

Von der Urachstraße kommend ist Saegner Optik der erste Laden dieser kleinen Geschäftsstraße. Ich suche nach einer Sportbrille mit UV-Filter, die meinen Lieblingsmenschen bei der nächsten Radtour gegen Fahrtwind, Staub und Insekten schützen soll. Ich erwerbe eines dieser Modelle mit extragroßem Sichtfeld, vereinbare gleich einen Termin zur Feinanpassung im neuen Jahr und beschließe, bei der Gelegenheit dann vorsichtig ein Meinungsbild einzuholen, wie gut mir diese schönen Holz-Hornbrillen aus der hauseigenen Kollektion des Geschäftsführers Niklas Austermann zu Gesicht stehen. Vielleicht vermag ich mich dann auch an den Gedanken an eine Gleitsichtbrille gewöhnen.

Meine nächste Station ist die Schmuckwerkstatt von Ulrike Pretzel direkt gegenüber im gleichen Gebäude. Auch bei näherem Hinsehen finde ich keine Hinweise auf den historischen Bau von einst und freue mich einmal mehr auf die Führung von Herrn Scheck am 19.12. Auf dem Wunschzettel meiner Patentochter stehen u.a. Ohrstecker, doch ich kapituliere schnell vor der Auswahl und den intensiven Fragen nach Aussehen und farblichen Vorlieben der künftigen Trägerin und erwerbe einen Gutschein, damit diese sich mit der Goldschmiedin ihren individuellen Ohrschmuck selbst gestalten kann.

Im Café aut lait erwerbe ich ebenfalls einen Gutschein. Diesmal für Kaffee und Kuchen für zwei Personen, welchen ich, zusammen mit einem neuen Rommee Spiel der Schwiegermutter schenken werde. So kann sie sich nach der langen Coronazeit mit ihrer Freundin zum Kaffee und Kartenspiel wieder mal auswärts “unter Leuten“ treffen. Ich darf nur nicht vergessen, ihr zu versichern, dass Sie in dem Cafe bei Ali Erdem genauso selbstverständlich die Spielkarten aus der Handtasche holen darf wie ich meinen Laptop.

Erstaunt bemerke ich, dass mich in dem Geschäft für Raumausstattung Frau Rauber namentlich begrüßt. Habe ich sie vor vier Jahren in der Qual der Wahl des neuen Bezugsstoffes für meinen Ohrenbackensessel doch mit meinem Mangel an Entscheidungsfreude etwas überstrapaziert oder hat sie einfach nur ein gutes Namensgedächtnis? Vorsichtig deute ich an, dass ein weiterer Sessel ein neues Kleid braucht und erfahre dabei, dass ich mich diesmal bis Ende März für einen Stoff entschieden haben sollte, denn Michael und Ilse Rauber geben den Standtort Brombergstraße auf. Für Stammkunden bleiben Sie allerdings erreichbar, versichert mir der hinzugekommene Herr Rauber. Von ihm erfahre ich erfreut, dass Frau Rauber begonnen hat, eine kleine feine Kollektion an selbstkreierten und genähten Taschen jeglichen Formats und Zwecks zu erstellen. Ich erwerbe begeistert und für mich ungewöhnlich schnell entschlossen eine Tasche mit einigem Innenleben aus Designfilz für meine Schwiegertochter und nehme mir vor, meinen Sohn mal angelegentlich zu fragen, ob er nicht eine neue Laptoptasche brauchen könnte.

Bei einem kleinen Zwischenstopp für einen schnellen italienischen Espresso in Baristaqualität im Caffé Bicicletta fällt mir eine Trinkflasche mit Werbeaufschrift der Firma Cinelli ins Auge. Martin Allmendinger klärt mich auf, dass Cinelli Italiens erste und gleichzeitig älteste noch existierende Fahrradmarke sei. Das passt doch gut zur Sportbrille und kommt für den Liebsten noch mit unter den Baum.

Obwohl mittlerweile zur größten Tanzschule Europas aufgestiegen hat die Tanzschule Gutmann in der Brombergstraße eine kleine Dependance. Das nenne ich seinen Wurzeln treu bleiben, denn Peter und Anneliese Gutmann haben in den 80ern dort die elterliche Blechnerei zu ihrer ersten Tanzschule umgebaut. Gerade läuft ein Tanzkurs und so beschließe ich, den Gutschein für einen Tanzkurs für Tochter und Schwiegersohn im Internet zu bestellen – zugegeben nicht ganz selbstlos, denn ich darf bestimmt an den Kursabenden meine Enkelin ins Bett bringen.

Die Brombergstraße ist eigentlich noch immer eine Handwerkerstraße, denke ich, während ich die wenigen Stufen zu Frau Atmanspachers Goldschmiedewerkstatt „von Hand“ emporsteige. Meine Tochter liebt die so zarten wie hochwertigen Kettchen aus ihrer Werkstatt, die sich einzeln oder auch gut im Ensemble tragen lassen. Ich entscheide mich für ein silbernes Kettchen mit kleinem Anhänger und lasse dasselbe gleich in ein Papiernestchen versenken, das edler aussieht als jedes der herkömmlichen Schmuckkästchen.

Es ist geschafft, ich habe alle Geschenke beisammen. Geduldig stelle ich mich bei Metzgerei Linder in die übliche kleine Schlange, um mein Schäufele für Weihnachten vorzubestellen und trotte dann zufrieden nach Hause.

Loretta Lorenz

Treue Leserinnen und Leser wissen es schon: dieser Einkaufsbummel ist in weiten Teilen fiktiv und soll dazu anregen selbst auf Entdeckungsreise durch die Brombergstraße zu gehen.

Die hier vorgestellten jeweiligen Ladeninhaber*innen stiften wieder die von mir angeblich erworbenen Geschenke als Preise für unser weihnachtliches Gewinnspiel. Dazu mehr auf Seite 18.