Nach der Hochwasserkatastrophe an der Ahr und in der Eifel fragt man sich bei uns in der Wiehre, ob solche Überschwemmungen auch durch den Hölderlebach verursacht werden könnten. Die Antwort muss leider lauten: Ja! – Denn Niederschläge von bis zu 200 Litern pro Quadrat-meter in 24 Stunden, wie sie Mitte Juli in der Eifel und im Sauerland vorkamen, können von Wald und Boden auch im Einzugsgebiet Bohrertal nur in kleinen Teilen zurückgehalten werden. Eine große Menge käme zum Abfluss und würde auch die neu errichteten Hochwasserrückhalteräume zum Überlaufen bringen.

Man muss sich das einmal vorstellen: Innerhalb eines Tages regnet, nein, schüttet es auf eine Fläche von 1 x 1 Meter so viel Niederschlag, als wenn 20 Eimer zu jeweils 10 Litern voll mit Wasser ausgeschüttet würden. Hat es in den Tagen vorher etwa schon geregnet, sind die Oberböden voller Wasser, und so fließen diese Mengen nahezu ungebremst dem Hölderlebach zu. Dieser würde schon nach kurzer Zeit über die Ufer treten.

Seit 2008 besteht bereits an der Wonnhalde ein erstes Rückhaltebecken, das 2013 auch bisher einmalig seine Funktion erfüllen konnte, in dem es sich am 1. Juni füllte und ein Überlaufen des Hölderlebaches in der Schwimmbadstraße verhindern konnte. Es handelte sich damals um ein Ereignis, das theoretisch alle 10 Jahre vorkommen kann.

Die Stadt schafft derzeit in Horben und an der Wonnhalde zusätzlichen Retentionsraum, dessen Volumen so berechnet wurde, dass im Hölderlebach auch bei einem Abfluss, der alle 100 Jahre vorkommen kann, noch keine Überschwemmung stattfindet. Um den Klimawandel zu berücksichtigen, wurde das Volumen größer ausgelegt. Insgesamt entspricht dieses Vorgehen dem heute üblichen Standard, so dass hinter dem sog. Bohrerdamm 200.000 Kubikmeter zurückgehalten werden können. Wir berichteten im WJ 56 ausführlich über das Projekt.

 

Ein Niederschlag von 200 Litern je Quadratmeter würde aber heißen, dass in dem 19 Quadratkilometer großen Einzugs-gebiet des Bohrerbeckens 3.800.000 Kubikmeter Wasser zusammenkämen. Selbst wenn man Vegetation, Versickerung und Verdunstung berücksichtigt, verblieben dennoch Mengen, die alle Anlagen zum Rückhalt überfordern würden. Die Gegenüberstellung macht deutlich, dass wir uns selbst durch solch große Rückhaltebecken wie den Bohrerdamm nicht vor jedem Hochwasser schützen können, was auch nie die Absicht war. 

Deswegen ist es wichtig, 

  • dass wir Bürger*innen uns des verbleibenden Risikos bewusst sind,
  • dass wir Vorkehrungen treffen, damit nicht bei jedem Hochwasser ein großer Schaden entsteht,
  • dass wir uns kundig machen, wo Überschwemmungen auftreten können. Das zeigen z.B. die Hochwassergefahrenkarten im Geodatenportal auf der Homepage der Stadt.
  • dass wir den Gewässern genügend Raum lassen, um bei Hochwasser ausufern zu können.
  • dass wir aufmerksam sind und bei entsprechenden Wetterlagen auf Warnungen vor Hochwasser achten.

Denn: 

Das Klima wird sich – trotz aller Maßnahmen – weiter so verändern, dass extreme Hochwasser immer häufiger auftreten werden.

Jürgen Bolder