Die Lorettostraße ist eine besondere Straße: Lebensraum, Schulweg, Bade- und Begegnungsort – und zugleich eine vielbefahrene Durchgangsroute. Täglich queren hier Hunderte Kinder den Straßenraum, während bis zu 6.000 Autos hindurchrollen. Schon lange fordern wir als Bürgerverein, unterstützt von Eltern, Anwohnende und lokale Initiativen/Schulen Veränderungen, die der Bedeutung der Straße gerecht werden. Der Aktionstag „Lorettostraße l(i)ebenswert“ im September mit mehr als 500 Unterschriften für die Forderung einer Schulstraße/Schulzone hat erneut gezeigt, wie groß der Wunsch nach einer sicheren, lebenswerten Unterwiehre ist.

Die Lorettoschule hatte Anfang September daher offiziell bei der Stadtverwaltung eine Schulstraße bzw. die Prüfung einer Schulzone beantragt.

Beim Straßenfest, welches am 28. September stattfand, verwandelten Familien, Kinder und Initiativen die Straße in einen bunten, autofreien Erlebnisraum. Viele Besucherinnen und Besucher nutzten den Aktionstag, um ihre Forderung nach sicheren Schulwegen sichtbar zu machen. Gleichzeitig wurde deutlich: Die Verkehrsbelastung betrifft die gesamte Unterwiehre Nord, nicht nur die unmittelbare Umgebung der Lorettoschule.

Auf das gemeinsame Schreiben von Bürgerverein und Schule hat Bürgermeister Prof. Dr. Haag inzwischen reagiert. Zwar begrüßt die Stadt grundsätzlich das neue Landesinstrument, lehnt aber eine kurzfristige Einrichtung einer Schulstraße in der Lorettostraße ab. Begründet wird dies unter anderem mit fehlenden Freiburger Erfahrungen, möglichen Ausweichverkehren und dem Hinweis, dass bereits Tempo 20, ein Blitzer und mehrere Querungen existieren.

Gleichzeitig kündigt die Stadt an, in Freiburg ein oder zwei Pilot-Schulstraßen an anderen Schulen erproben zu wollen, bevor weitere Standorte geprüft werden.

Für uns als Bürgerverein bleibt es dennoch unverständlich, warum ausgerechnet die Lorettostraße – eine der am stärksten belasteten Wohn- und Schulstraßen der Stadt mit mehreren Einrichtungen (Grundschule, Kitas, Schwimmbad, Waldorfschule) – nicht zu den ersten Teststandorten gehören soll. Zudem erinnern wir daran, dass bereits 2022 – unterstützt von fast 500 Unterschriften – nach einem interfraktionellen Antrag des Gemeinderats vom 22. Februar 2022 das GuT zugesagt hatte, entsprechende Maßnahmen nach Abschluss der Planungen für Haslach zu prüfen. Dieses Vorgehen wurde von Oberbürgermeister Martin Horn im Rahmen des Formats „OB vor Ort“ in der Unterwiehre im Herbst 2023 nochmals ausdrücklich bestätigt.

Das Bündnis Lorettostraße betont jedoch: Es geht nicht darum, Fronten aufzubauen. Vielmehr soll der Dialog verstärkt werden, damit die Wiehre einbezogen wird, wenn die Stadt künftig ihre Schulwegstrategie entwickelt.

Warum wir eine Schulzone brauchen – nicht nur eine Schulstraße

Die Diskussion mit unterschiedlichen Interessengruppen hat gezeigt: Eine temporäre Schulstraße ist ein hilfreicher, aber begrenzter Ansatz. Denn das Hauptproblem in der Lorettostraße sind nicht primär Elterntaxis, sondern der massive Durchgangsverkehr durch ein enges Wohnquartier.

Deshalb arbeitet der Bürgerverein gemeinsam mit Einrichtungen und Initiativen an einem übergeordneten Konzept: eine Schulzone für die gesamte Unterwiehre Nord.

Diese könnte mehrere Straßen umfassen, einheitliche Regeln schaffen und den Autodruck aus dem Quartier nehmen. Sie würde zudem verhindern, dass Verkehr einfach in andere Straßen verdrängt wird.

Begleitende Konzepte wie Einbahnstraßenlösungen wurden bereits vorgeschlagen, etwa in einem früheren Verkehrsmodell (WJ 73).

Damit wäre eine Schulzone ein niederschwelliger, gut kontrollierbarer Schritt hin zu mehr Sicherheit, Luftqualität und Aufenthaltsqualität – und ein starkes Zeichen für eine kinderfreundliche Mobilität in Freiburg.

Die Unterwiehre hat einen langen Atem bewiesen. Nun ist es an der Zeit, dass die Stadt Freiburg gemeinsam mit dem Quartier einen mutigen Schritt geht: hin zu einem sicheren, gesunden und kinderfreundlichen Verkehrsraum.

Wie es weitergeht, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie ernst Politik und Verwaltung die breite Unterstützung aus dem Viertel nehmen. Wir bleiben dran – gemeinsam, konstruktiv und mit ausgestreckter Hand.

Markus Ohler