Zu Fuß durch die Wiehre? Kann das noch ein Ziel sein, das man dann auch genießen kann? Oder versucht man schleunigst, sich den Gefahren und den Unannehmlichkeiten, wie zum Beispiel parkenden Autos, Lärm, Abgasen oder Fahrradfahrer*innen auf dem Bürgersteig zu entfliehen? Sieht so die Zukunft für die Bewegungsart „Zu Fuß“ aus?

Am Freitag, den 19. Juni, gab es die Möglichkeit, an einem Stadtspaziergang durch die Wiehre teilzunehmen. Der Spaziergang wurde von den Organisator*innen des überparteilichen Bündnisses „Fuß- und Radentscheid Freiburg“ veranstaltet. Der Ausgangspunkt war der Schwabentorplatz. Zunächst wurde über die Gestaltung des „Platzes“ diskutiert, welcher wenig Platz für Fußgänger*innen, dafür aber viel Verkehr und Lärm bietet. Auffällig waren auch die schmalen Fahrradspuren entlang der B31 auf dem Gehweg, die äußerst ungünstig für den Fuß- wie Radverkehr sind.

Von dort aus ging es entlang der B31 über die Fußgängerbrücke in die Uhlandstraße. Positiv aufgefallen sind die vielen Überquerungsmöglichkeiten über die Dreisam. Anschließend ging es entlang der Talstraße in die Turnseestraße. Vor der Turnseeschule wurde die Fußgängersituation speziell für die Grundschüler*innen angesprochen. Viele unübersichtliche Kreuzungen durch parkende Autos erschweren den sicheren Schulweg der Kinder.

Gerade die Personen, die sich nicht mit dem Fahrrad oder zu Fuß durch den Verkehr „boxen“ können, wie zum Beispiel jüngere oder ältere Menschen, aber auch Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit, haben es viel schwerer, sicher durch die Wiehre zu kommen. Aufgeregt wurde über mögliche Ideen diskutiert, wie es wieder möglich wäre, den Fußverkehr gerechter zu gestalten. Ein Diskussionspunkt war beispielsweise, dass der Fußverkehr genau wie der Kfz-Verkehr in Netzen gedacht werden sollte, um Wege vielseitig miteinander zu verbinden.

Von der Turnseeschule ging es dann über die Urachstraße und Lorettostraße zur Lorettoschule. Dort fand die abschließende Kundgebung mit einem Erfahrungsbericht einer Schülerin der Lorettoschule statt, welche sich wünschte sicher zu Fuß zur Schule gehen zu können.

Mit einer stetig wachsenden Stadt erhöht sich natürlich auch das Verkehrsaufkommen durch Autos. Zugleich werden die Straßen nicht breiter. Die Organisator*innen des Fuß- und Rad-entscheids möchten genau auf dieses Problem hinweisen und fordern eine neue, gerechtere Verteilung von Flächen. Dabei sehen sie den Fuß- und Radverkehr als effektivste Möglichkeit, um die Flächen zu nutzen. Durch weniger Platzverbrauch und Lärm sowie mehr Sicherheit im Verkehr fordern sie den Ausbau von Fuß- und Radwegen in der Stadt. So soll die Verkehrswende angekurbelt, das Lebensgefühl der Bürger*innen gestärkt werden.

Wie schön wäre es, wenn beim Nachdenken über den Begriff „flanieren“ das Bild eines Spaziergangs entlang der Lorettostraße vor dem inneren Auge auftauchen würde – ein öffentlicher Raum, der nicht vom Verkehr beherrscht wäre, sondern durch seine Attraktivität zum Verweilen einladen würde.

Infos unter: http://www.fr-entscheid.de, Unterschriftensammlung bis 29.9.20
Markus Ohler