Am 29. November 2022 konnte Nicole Schmalfuß, die Leiterin des Freiburger Forstamtes, einer Gruppe interessierter Bürgerinnen und Bürger das neue Forstamtsgebäude an der Wonnhalde vorstellen. (Wir hatten im WJ 77 auf die Führung unter „Tipps und Termine“ hingewiesen.)

Was wir zu sehen und erläutert bekamen, war und ist eine Sensation: Das vierstöckige Gebäude ist bis auf das Erdgeschoss vollständig aus Buchenholz gebaut. Damit konnten 45 t CO² dauerhaft gespeichert werden. Wäre es in Beton errichtet worden, so wären 145 t CO² emittiert worden. Die Verwendung von Buchenholz, das besonders viel CO² bindet, war nur möglich, weil das Bauholz als sogenannter Leimbinder verarbeitet wurde. Das Gebäude wird durch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und eine Luft-Wärme-Pumpe nachhaltig mit Energie versorgt. Im Gebäude arbeiten 14 Mitarbeitende des Forstamtes und 14 Mitarbeitende des benachbarten Waldhauses, welches auch einen Wald-Klima-Raum in dem neuen Gebäude betreibt. In diesem Raum kann sehr anschaulich die Wechselwirkung zwischen Wald und Klima nachempfunden werden.

Mit dem Umzug in das neue Forstamt steht aber das ehemalige Forstamtsgebäude an der Günterstalstraße leider ohne seine bisherige Funktion da. Was daraus wird, ist zurzeit unklar. Vorübergehend wohnen auswärtige Feuerwehrleute darin, die an einer Fortbildung teilnehmen. Ein Verkauf ist seitens der Stadt nicht mehr geplant, so dass man sich unwillkürlich fragt, warum das denkmalgeschützte Gebäude nicht für heutige Ansprüche modernisiert werden kann. Denn der Erhalt des Gebäudes scheint dringend geboten, wenn man in der Zeitschrift „Der Deutsche Zimmermeister“ liest, was Oberbaudirektor Dr. Schlippe 1937 als Leiter des städtischen Hochbauamtes zum damaligen Neubau des nun ehemaligen Forstamtes in der Günterstalstraße schrieb. Wir zitieren:

„Der Neubau steht recht so, wie ein Forsthaus stehen sollte, unmittelbar am Waldrand, so dass im Bild des Neubaues stets der Wald und die Berge mitsprechen. Der Forstmann hat seinen Wald sozusagen unmittelbar vor der Türe. Es liegt aber gleichzeitig so am Rand der Stadt, dass es auch von hier aus für diejenigen, die mit dem Forstamt zu tun haben, leicht zu erreichen ist (…) Das ganze Fachwerk und die Galerie wurden aus starkem altem Eichenholz, das handwerksgerecht nur mit dem Beil bearbeitet wurde, gezimmert und mit gespaltenen Eichenholznägeln zusammengefügt. Das Holz wurde aus den mächtigen Balken einer alten Trotte (Kelter) aus Kirchzarten gewonnen (…) Aus der gleichen Treue zur Tradition, aber auch aus der Überzeugung heraus, nur so eine wirklich dichte Ausfachung zu erzielen, wurden die Gefache nicht gemauert, sondern durch in Ruten liegende Strohlehmwickel geschlossen (…) Im Inneren umfängt uns zuerst die geräumige Halle, deren Balkendecke mit den Bohlen in den Zwischenfeldern und deren Unterzug mit der mächtigen Stütze ebenfalls von Hand gefertigt wurden; die Balken und Deckenfelder erhielten eine reiche von Kunstmaler W. Hanemann gefertigte Bemalung in Kaseinfarben, eine Kopie einer aus dem 16. Jahrhundert stammenden, bei einem Haus in der Altstadt kürzlich vorübergehend aufgedeckten, reich ornamentierten Altfreiburger Deckenmalerei. Einen besonderen Schmuck bildet der vor einer kleinen Nische gebaute, dreiseitig mit einer Sitzbank umgebene mächtige Kachelofen; ein Werk der Bildhauerin Hedwig Morstadt, die die Ofenkacheln mit lustigen blauweißen Jäger- und Tierbildern und mit Versen bemalte, die vom Weidwerk handeln (…) Wo deutsche Handwerker alten Schlags noch schaffen, da bildet die Arbeit für den Architekten eine wahre Freude.“

Der zitierte Artikel kann in vollem Umfang digital im pdf-Format zur Verfügung gestellt werden (juergen.bolder@arcor.de).

Wir erwarten von der Stadt, dass sie eine gute Idee hat (und diese umzusetzen weiß), wie wieder eine passende Funktion in das ehemalige Forstgebäude einzieht.

Jürgen Bolder