Hannes Hein als OB, wie sie der Künstler Günter Jenne sah

Kaum war das Jubiläumsjahr 2025 mit dem Festakt der beiden Bürgervereine der Wiehre im Januar eröffnet, folgte am 13. Februar ein weiterer Höhepunkt im Festkalender: Die Wiehre-Show in der Wodanhalle. Mit viel Herzblut vorbereitet, wurde dem trotz VAG-Streiks zahlreich erschienen Publikum ein vielseitiges Programm rund um die Wiehre geboten.

Als Vorband eröffneten Ruben und Paul, beide 12 Jahre alt und manchen Zuhörer-*innen schon aus dem klingenden Adventskalender bekannt, mit Kontrabass, Geige, Gesang und Schiebermütze den Abend mit Coverversionen der Beatles und von Bruno Mars sowie einem selbstkomponiertem Lied: „Der Baum der Träume“. Angekündigt mit den Worten „nicht wundern, wenn es ein wenig phantasievoll wird“ besangen sie den Wald, die Bäume, den Tod und die Wiedergeburt als Apfel- oder Kirschbaum. Nicht nur tosender Beifall belohnte die beiden Nachwuchskünstler, sie erhielten auch eine besondere Spendenbescheinigung des Bürgervereins über sieben Euro, die sie spontan nach ihrem Auftritt im Adventskalender aus ihren „Einnahmen“ dem Bürgerverein gespendet hatten.

Der Landesmeister im Poetry Slam, Dominik Heißler, selbst Lehrer und Altphilologe, begeisterte mit einem sprachlich brillanten Feuerwerk und hintergründigen Gedanken in zwei Texten zum Thema „Heimat“ und „Deutsch ist krank“. In letzterem spiegelte er seine Erfahrungen als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache.Der Satz „entweder du wirst da reingeboren oder du gehst daran zugrunde“ verdeutlichte die Tücken der deutschen Sprache für Lernende und Lehrende mit vielen Wortspielen. Der Text „Heimat“ arbeitete mit verschiedenen Assoziationen zu Heimat – heimelig, heimzahlen, Heimatkultur, Leitkultur, Kulturbeutel, zusammengefasst in dem Satz „Heimat baut Bunker und Brücken“. Beide durchaus zeitkritische und von großem Sprachwitz geprägten Vorträge wurden mit viel Applaus gefeiert.

Als Überraschungsgäste folgte auf der Bühne eine kleine Abordnung der „Omas gegen Rechts“, deren Gründungssitzung in Freiburg vor sechs Jahren in Omas Küche am Alten Wiehrebahnhof stattfand. Ihr Rap „Wir sind die coolen Alten, die Demokratie erhalten und es gibt keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme“ kam im Publikum gut an, sie wurden mit viel Beifall bedacht.

Mit Heinz Siebold, ehemals Journalist der Badischen Zeitung und Gründer der Initiative zur Erinnerung an die Badische Revolution von 1848, betrat ein Urgestein der Wiehre die Bühne. In gutem Badisch besang er Siggi, den Held, der mit seinem Göppel, einem Cadillac-Pedelec („kei Uspuff, kei Dreck“) das Klima schützt. Es folgten Lieder von der Menschheit als Zoo („der liebe Gott hätt en große Zoo“) und von Zupfgeigenhansel das hohe Lied auf das Zusammenleben. Später am Abend begleitete er mit seiner Gitarre Johanna Schroth, die mit ihrem selbstgeschriebenen Annaplatzlied („Anna Anna Anna Annaplatz, nicht Goethestraße – nein Annaplatz! Alle aneinander am Annaplatz!“) und angenehmer Stimmkraft das Herz der Wiehre hochleben ließ. Der Refrain war schnell gelernt und die Halle besang im Chor „den schönsten Platz in Freiburgs Auen“.

Hannes Hein als „OB vor Ort“ imitierte unser Stadtoberhaupt auf heitere Weise. Viele Themen und Aussagen des Oberbürgermeisters kamen dabei zur Sprache wie zum Beispiel das häufig benutzte „Machen satt Meckern“, der allgegenwärtige Insta-Kanal, der Wunsch, dass Freiburg der Standort für die Frauen-Weltmeisterschaft werde, Bürgermeister Breiter hört auf, neuer Sündenbock gesucht, Radwege für 16 Millionen Euro, die Stadthalle als Schandfleck im Osten, Dietenbach macht mich stolz. Der sehr gelungene Vortrag spiegelte Martin Horn so wider, wie ihn viele kennen. Der ironisierende Unterton war hörbar, aber nicht verletzend. Das Publikum dankte ihm mit anhaltendem Beifall.

Und dann der fulminante Abschluss mit der ehemals kultigsten Band Freiburgs, „dieser Wunderbaren Band“, dem Badischen Gegenstück der Black Fööss mit Ihren Kölschen Veedel-
liedern. Jack Huttmann und Dennis Schälicke hatten sich nach Jahren für diesen Auftritt nochmals zusammengetan („ein paar kennen uns noch“). Mike Sillmann, das dritte Bandmitglied und Bassist des ehemaligen Quintetts, sorgte den Abend über für die Tontechnik und winkte treuen Fans vom Mischpult aus. Sie ließen mit ihren Kultliedern „Lollo Bad“, „Elvira“ – ich liebe alle Frauen aus der Wiehre – und „Nack, nack, nackig am Schwabentor“ die Herzen des Publikums höher schlagen. Analog dem früheren Song über Gundelfingen erklang dieser mit neuem Text über Friedrich Merz („Wer wohnt schon gern in Merzhausen?“). Auch tosender Beifall konnte die beiden nicht zu einer weiteren Zugabe bewegen, obwohl die Wodanhalle für die Band ein bedeutungsvoller Ort ist: Vor zwanzig Jahren hatten sie dort ihren Durchbruch und vor zehn Jahren gaben sie am gleichen Ort ihr Abschiedskonzert.

Während des ganzen Abends wurden die Künstler und Künstlerinnen während ihres Auftritts von dem Portrait-Zeichner Günter Jenne porträtiert. Es entstanden kleine Kunstwerke, von denen eines zum Abschluss versteigert wurde. Die übrigen waren ebenfalls begehrt und wurden zu kleinem Preis verkauft, als Erinnerung an einen gelungenen Wiehre-Abend.

Die Programmauswahl und Organisation des Abends sowie die launige Moderation lag in den Händen von Loretta Lorenz, der an dieser Stelle ein großer Dank gebührt.

Dr. Gabriele Denz-Seibert