Im letzten Wiehre Journal haben wir unsere Flüchtlingsarbeit vorgestellt. Hierzu gab es auch kritische Stimmen, die den Verein erreichten. Wir veröffentlichen gerne nachstehenden Leserbrief, weil wir meinen, in unserem Stadtteil sollten unterschiedliche Positionen Gehör finden – zumal bei einem so bedeutenden Thema.
Dorothee Schröder
Leserbrief: Eine moralische Pflicht für alle?
In dem Artikel „Besichtigung der Flüchtlingsunterkunft in der Merzhauser Straße“ begründet der Verfasser das Engagement des Bürgervereins damit, dass Flüchtlingshilfe eine „gesamtgesellschaftliche“ Aufgabe sei. Nach allgemeinem Sprachverständnis bedeutet gesamt: alle, ausnahmslos, einstimmig, komplett u.ä. Als Mitglied des Bürgervereins und noch mehr als Bürger dieses Landes scheint es mir notwendig klarzustellen, dass ich mich diesem sehr verallgemeinernden Verständnis, mit welchem Flüchtlingshilfe als moralische Pflicht jedes Bürgers begriffen wird, nicht anschließen kann.
Dabei ist meine Zurückweisung der von der Kanzlerin verordneten und den Medien gepriesenen Willkommenskultur ganz gewiss kein Ausdruck einer misanthropischen Grundeinstellung. Vielmehr ist sie ein bewusst gesetztes Zeichen meiner großen Sorge, dass sich dieses Land durch die anhaltende unkontrollierte und massenhafte (!) illegale Einwanderung bis zur Unkenntlichkeit verändern und – vor allem – zurückentwickeln wird. Die Anzeichen dafür sind real und unübersehbar: Vordemokratisches Bewusstsein aufseiten zu vieler „Neubürger“, ein rückwärtsgewandtes Gesellschafts- und Menschenbild im Kontext einer Religion, welche keine Aufklärung erfahren hat und, damit verbunden, die verbreitete Ablehnung europäischer Kultur und Lebensweisen – sie alle lassen befürchten, dass unsere westlichen Werte zur Disposition gestellt sind, solange an der übertrieben permissiven Flüchtlingspolitik festgehalten wird.
Die andere Realität ist, dass hunderttausende Zuwanderer in den kommunalen Unterkünften sowie mit anderen Leistungen über Jahre alimentiert werden müssen, obwohl die Mehrheit der Eingereisten keinen anerkennungswürdigen Asylgrund und damit kein unmittelbares Schutzbedürfnis oder Bleiberecht haben – eine Situation, welche mit Blick auf die oben beschriebenen Aussichten als irrational und verstörend empfunden wird und welche der Mehrheit der Bevölkerung, darunter mir, nicht mehr zu vermitteln ist.
So sehr humanitäre Hilfe für die wirklich (!) Schutzbedürftigen ein unabdingbares Gebot bleibt, so sehr muss sich jeder Einzelne fragen, ob und inwieweit er durch seine unhinterfragte oder bedingungslose Flüchtlingshilfe nicht eine Entwicklung mit befördert, die uns allen noch schwer auf die Füße fallen wird.
Michael Theuring