Im WJ 63 wurden zur unleidlichen Verkehrssituation in der Wiehre einige grundsätzliche Fragen aufgeworfen und die Leser gebeten, dazu weitere Beiträge zu liefern.

Inzwischen gibt es Reaktionen, aber leider noch nicht genügend, aus denen zu erkennen ist, wohin die Bewohner der Wiehre insgesamt ihre verkehrliche Zukunft steuern wollen. Jeder muss sich dabei vor Augen führen, dass grundsätzliche Totalverbote in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Zu viele unterschiedliche Interessen müssen zu einem Kompromiss zusammengefügt werden. Ein Team im Vorstand ist dabei, die an uns herangetragenen Vorschläge zu sortieren.

Kann man fahrradfreundliche Teilquartiere bilden? Können zusätzliche Einbahnstraßen helfen, verkehrliche Engpässe zu entschärfen? Ist der neue Gedanke der Freien Wähler – überspitzt formuliert – richtig, 40 km/h generell zuzulassen, aber die Sanktionen der Verkehrsbehörde nicht erst bei 20 prozentiger Überschreitung dieses Wertes wirken zu lassen, sondern schon bei 41 km/h, wie es die Schweizer handhaben?

Ist das Hauptstraßenverkehrsnetz an manchen Stellen zu überprüfen? Ist die Basler Straße mit ihrer derzeitigen Nutzung von nur einer Straßenbahnlinie in ihrer baulichen Ausprägung für das Gesamtstraßennetz so richtig dimensioniert? Ist das Sammelsurium an Verkehrsschildern entlang unserer Straßen überhaupt noch lesbar und auf Anhieb begreifbar oder eigentlich nur eine unzumutbare Verschandelung des Straßenbildes? Kaum eine Straßenecke, wo nicht durch Stahlstützen in Grau ein Potpourri von vertikal übereinander angeordneter Schilder die kleinlichen Regelungen ankündigen?

Wir neigen zur Perfektion, zur Regelung aller noch so kleiner Ausnahmen. Ist das nötig? Sind wir unmündig oder sind wir Bürger mit anerzogenem Fachverstand und Anstand? Wo bleibt das Rücksichtnehmen, das Verständnis dafür, dass der beengte öffentliche Raum für letztlich alle vorgehalten werden muss, auch für die schwächeren Verkehrsteilnehmer?

Wir sammeln weiter Ihre Überlegungen. Die Auseinandersetzungen werden im WJ Thema bleiben.

Klaus Füsslin