Ein Sonnenbad auf dem Balkon
Die Klimakrise ist und bleibt die größte Herausforderung der Menschheit. Dabei spüre ich bei mir regelmäßig eine gewisse Ohnmacht, wenn ich anfange, über die komplexen Herausforderungen der Klimakrise nachzudenken. Und um mit der Komplexität umzugehen, hilft es mir, Handlungsoptionen zu entwickeln:
Eine Möglichkeit ist, meinen Energiebedarf zu reduzieren und ihn anschließend auf erneuerbare Energien (Wasser, Sonne, Wind, Biomasse etc.) umzustellen. Der durchschnittliche Stromverbrauch liegt bei 4 Kilowattstunde pro Tag.¹ Um das greifbarer zu machen: Nehmen wir an, eine Person fährt 10 Stunden pro Tag Fahrrad. Die Person generiert damit eine Energiemenge von einer Kilowattstunde. Mit einer Kilowattstunde könnte man eine Ladung Wäsche bei 60° waschen oder ein Essen kochen. Allerdings auch nur 3 Minuten lang warm duschen oder mit dem E-Auto in der Stadt sechs Kilometer weit fahren. In der Stromabrechnung wird eine Kilowattstunde mit ca. 30 Cent abgerechnet. Eine Kilowattstunde ist also eine sehr handhabbare Größe.² Um den Stromverbrauch von 4 Kilowattstunden pro Person pro Tag zu generieren,
müssen 4 Fahradfahrer*innen täglich 10 Stunden in die Pedale treten oder man könnte anfangen, selbst erneuerbare Energie zu generieren.
Als Referendar und Mieter habe ich allerdings recht begrenzte Möglichkeiten. Dennoch ist es möglich, mit einer Solar-Balkon-Anlage eigenen Strom aus Sonnenlicht zu generieren und Sonnenlicht haben wir in der Wiehre genug. Die Solar-Balkon-Anlage lässt sich nach Genehmigung der Eigentümer*innen wie ein Blumenkasten z.B. am Balkongeländer befestigen und wird einfach über eine Steckdose angeschlossen.
Und wie funktioniert das jetzt genau?
Das Verhalten von Strom ist vergleichbar von Wasser. Wasser sucht sich immer den kürzesten Weg. Der Strom aus der Solar-Balkon-Anlage sucht sich also den kürzesten Weg zum Verbraucher, zum Beispiel zu meinem Kühlschrank, bevor der Strom aus der bestehenden Netzleitung genutzt wird. Dadurch sinkt der abgerechnete Stromverbrauch am Stromzähler. Bei geeigneter Ausrichtung der Solar-Anlage generiert eine 300 Watt-Anlage ca. 0,7 Kilowatt pro Tag. Ich könnte damit also eine/n Fahrradfahrer*in einsparen oder – anders gesagt – ca. 40–90 € pro Jahr mehr in der Tasche haben. Dabei ist laut Photovoltaik-Institut Berlin das Betreiben einer Anlage bis 600 Watt in jedem Haushalt mit Sicherungsautomat ohne Bedenken möglich.³ Die Stadt Freiburg fördert Solar-Balkon-Module mit 200 €, sofern sie einen Wieland-Stecker besitzen⁴. Die Anlage muss dann noch bei der Bundesnetzagentur und beim Netzbetreiber angemeldet werden.
Falls ich nun Ihr Interesse geweckt habe, dann starten Sie selbst Ihr Projekt. Die sonnenreichen Monate stehen uns dieses Jahr noch bevor und die Zeit ist überreif, die Energiewende voranzubringen, um den Energiebedarf baldmöglichst auf 100 % erneuerbare Energien umzustellen.
Die Solar-Balkon-Anlagen werden zwar nur einen kleinen Teil zur Energiewende beisteuern und der Nutzen gegenüber dem Aufwand ist überschaubar. Dennoch halte ich diese dezentralen Mikro-Projekte für sinnvoll. Zum einen schaffen sie ein Bewusstsein, um Energie besser begreifen zu können: Was ist Energie? Wie viel Energie benötigen wir? Zum anderen schaffen die Solar-Balkon-Anlagen ein deutlich sichtbares Zeichen im Stadtbild, das das aktive Handeln einer jeder einzelnen Person zeigen kann.
Berichten Sie uns gerne über Ihre Solar-Projekte oder kontaktieren Sie uns, falls Sie selbst Kenntnisse bei der Installation von Solar-Balkonen besitzen. Hieraus könnten kleine Workshops von Bürger*innen für Bürger*innen angeboten werden.
Kontakt: Markus Ohler, verkehr@buergerverein-wiehre.de
¹ Vgl. BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.: www.bdew.de/presse/presseinformationen/zahl-der-woche-1900-kilowattstunden-strom/
² Vgl. Holler/Gaukel/Lesch/Lesch: Erneuerbare Energien. Zum Verstehen und Mitreden.2021: S. 15f.
³ Vgl. Photovoltaik-Institut Berlin. 2017. www.pvplug.de/wp-content/uploads/2017/05/pi-berlin.testreport.20170520.pdf.
⁴ Vgl. Stadt Freiburg.2022: https://www.freiburg.de/pb/232441.html.